Wenn der Schrecken das Lachen einrahmt
Regisseur Sandy Lopiˇci´c über die Gebote einer Komödie vor tragischem Hintergrund.
An sich ist es ja ein Sprechstück. „Aber für mich war sofort fühlbar, dass da noch mehr Musik drinsteckt“, erzählt
Sandy Lopicˇic´. Viel mehr als die Operettenarien, die ihm Silke Hassler und Peter Turrini (siehe Interview rechts) eingeschrieben haben: „Jedem das Seine“erzählt von den Häftlingen eines Konzentrationslagers, die in den letzten Kriegstagen in den Stadl eines Bauernhofs gesperrt werden. Dort versuchen sie, die Operette „Wiener Blut“aufzuführen.
Das Projekt ist wie aufgelegt für den Theatermusiker und Regisseur. „Ich liebe Stoffe, die ich musikalisieren kann“, sagt Lopicˇic´. Am Grazer Schauspielhaus gelang ihm das zuletzt mit den musikalischen Theaterabenden „Trümmerfrauen, Bombenstimmung“und „Redaktionsschluss!“. Diesen dramatischen Eigenentwürfen folgt nun also ein Autorenstück – in dem er sich inszenatorische Freiräume erst schaffen musste, berichtet Lopicˇic´. Er entschied sich für „Sehnsuchtsräume“, schickt seine Protagonisten in nächtliche Traumbilder voller Musik.
Diese nimmt Anleihen bei den Klezmerklängen Osteuropas; eine Musik, sagt Lopicˇic´, „die mir sehr nah ist“. Immerhin war er als Balkanmusiker schon einmal ziemlich berühmt. Dass ihm mit Andri Schenardi und Anna Szandtner außerdem zwei Hauptdarsteller zur Seite stehen, „die richtig gut singen können, ihre Gesangsnummern bei Bedarf aber auch gekonnt verhauen“, freut ihn. Weil es dem Wechselbad der Gefühle entspricht, das diese Komödie vor tragischem Hintergrund darstellen soll. Die Amplituden der Temperaturen richtig einzustellen, sei die Herausforderung dieser Inszenierung gewesen, in der das Lachen den Schrecken zum Rahmen hat. Und braucht: „Übers Lachen, davon bin ich überzeugt, öffnet sich der Mensch der Empathie. Und auch dem Erinnern.“UB Sandy Lopicˇic´ inszeniert „Jedem das Seine“ „Wiener Blut“im Stadl; Traumbilder, Sehnsuchtsräume