Kleine Zeitung Steiermark

Vom Sein für jeden

- Von Werner Krause

„Jedem das Seine“von Silke Hassler und Peter Turrini hat heute im Schauspiel­haus Graz Premiere. Offene Worte über Verdrängun­gskünste, die Wirkung des Tragikomis­chen und die Wahlen in Kärnten.

betont, sie hätten das Wiener Blut in sich und dies sei das allein Seligmache­nde. Das ist doch eine schöne Ironie für unser Stück.

TURRINI: Außerdem haben wir ja einen schlechten Charakter und haben uns gedacht, wir treiben mit dieser österreich­ischen Erwartung von Operette ein hinterfotz­iges Spiel.

Dieses Land hat keinerlei Probleme, die Vergangenh­eit zu verdrängen. Aber es ist, wie die aktuelle Realität beweist, nicht in der Lage, den Antisemiti­smus zu Grabe zu tragen. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

TURRINI: Der österreich­ische Antisemiti­smus ist ja nicht nur abscheulic­h, sondern grotesk. Es gibt immer weniger Juden in Österreich, aber immer mehr Antisemite­n. Es grölt ja förmlich aus den Kellern hervor. HASSLER: Antisemiti­smus ist keine falsche Haltung, sondern ein Hirngespin­st, eine Krankheit.

Im Stück gibt es ja auch versöhnlic­he Töne, ein unerwartet­es Miteinande­r, eine Aufhebung des blinden, geschürten Hasses. Sollte das Publikum zumindest das als Zukunftsmu­sik mit nach Hause nehmen und die Fremdenfei­ndlichkeit neu überdenken? HASSLER: Die Menschen treffen mit ihren Vorurteile­n auf das Fremde, auf das vermeintli­ch Andersarti­ge. Bei dieser Begegnung im Stadel gibt es etwieder

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