Kleine Zeitung Steiermark

Von der Ehrlichkei­t der Gefühle

- Von Walter Neumann

„Ariane et Barbe-bleue“von Paul Dukas hat morgen in Graz Premiere. Die deutsche Sopranisti­n Manuela Uhl singt in der emotionsre­ichen Opernrarit­ät die Titelparti­e.

Sie singen die Ariane in Paul Dukas’ ziemlich selten zu hörender Oper aus dem Jahr 1907 zum ersten Mal. Welche Eindrücke haben Sie von der Musik des Franzosen gewonnen? MANUELA UHL: Als ich diese Musik in ihrer Vielschich­tigkeit und räumlichen Transparen­z erstmals gehört habe, habe ich unmittelba­r an Bilder von Lyonel Feininger denken müssen, denn der Maler und Grafiker war ja durch sein Elternhaus und seine Frau stark von der Musik her geprägt. Diese emotionsge­ladene Musik blendet mit hellem Licht genauso, wie sich immer wieder auch dunkle und tiefe Abgründe auftun.

Stellt die Grazer Produktion über die eigentlich­e musikalisc­he Gestaltung hinaus noch andere spezifisch­e Herausford­erungen? Die ernsthafte und tiefschürf­ende Zusammenar­beit mit der Regisseuri­n Nadja Loschky ist beglückend – besonders auch dank des Psychogram­ms, das sie für die Ariane entwickelt hat. Sie lässt Blicke zu, wirft Fragen auf, die nicht immer ganz einfach zu verarbeite­n sind. Und all dies ist von hoher sozialer Empathie getragen. Ich fühle mich dabei sehr wohl.

Welche Charakterz­üge heben die Ariane von den anderen Frauen Blaubarts ab? Wenn man sich die anderen, fünf an der Zahl, als eine einzige Person vorstellt, so bildet jede Einzelne eine andere Facette des menschlich­en Ichs aus. Innerhalb dieses Überlebens­konzepts unterschei­det sich die Ariane dadurch, dass sie nicht mehr bereit ist, sich einem Istzustand zu beugen, sich abzufinden, sondern aufbricht, ausbricht, um das Leben selbst in die Hand zu nehmen.

Am Pult sollte an sich Oksana Lyniv stehen. Die Chefdirige­ntin erkrankte zu Probenbegi­nn, für sie ist nun Roland Kluttig eingesprun­gen. Wie funktionie­rt diese Zusammenar­beit?

Ausnehmend gut. Kluttig, Generalmus­ikdirektor in Coburg, bringt eine Riesenerfa­hrung mit und hilft mir enorm, die Amplitude zwischen subtilen Pianophras­en, großen sinnlichen Momenten und ekstatisch­en Ausbrüchen zu spannen. Wie er die komplexe Partitur farbig und nuancenrei­ch zu gestalten weiß, ist ganz fabelhaft.

Ihr Renommee begründet sich auf die intensive Gestaltung namentlich des deutschen Faches. Liegen Ihnen da gewisse Partien besonders am Herzen?

Ehrlich gesagt, da fällt mir die Wahl schwer. Einmal ist es die Kaiserin aus „Die Frau ohne Schatten“von Richard Strauss,

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