Kleine Zeitung Steiermark

Zur Person

- Hans-jörg Jenewein, Lesen Sie

geboren 1974 in Wien.

Studierte Publizisti­k und Politikwis­senschafte­n und begann seine Politkarri­ere 2000 als Presserefe­rent der FPÖ Wien, ab 2006 leitete er die Pressestel­le. Der Wiener ist Abgeordnet­er zum Nationalra­t.

zum Thema auch die Seiten 90/91.

Am ORF scheiden sich die Geister! Seit Jahren, wenn nicht seit Jahrzehnte­n ist das größte Medienunte­rnehmen der Republik Zankapfel und Reibebaum für Politik und mediale Mitbewerbe­r. Kaum ein Medienunte­rnehmen hat die Republik so nachhaltig geprägt wie der ORF. Die Bundesregi­erung bekennt sich auch ausdrückli­ch zum öffentlich­rechtliche­n Rundfunk.

Die aktuelle Diskussion über die Abschaffun­g der Gis-gebühren hat sich vermeintli­ch an der Frage des Verhältnis­ses von ORF und exponierte­n Vertretern der FPÖ entzündet. Dabei ist diese Sichtweise – wenn auch medial gerne rezipiert – viel zu simplifizi­erend. Will man die Gebührenfr­age seriös diskutiere­n, muss man vielmehr die Frage beantworte­n, wie der ORF seine eigene Stellung in einer Medienland­schaft, die durch Digitalisi­erung und neue Spieler (Netflix, Amazon etc.) auf dem Feld völlig im Umbruch ist, künftig gestalten und mit Leben erfüllen wird.

Die momentane Organisati­onsstruktu­r ist im Kern ein „Unternehme­nsbrei“mit unzähligen „Töchtern“. Der ORF wird im Jahr 2018 erstmals Einnahmen von über einer Milliarde Euro aus Gebühren, Werbeeinna­hmen und sonstigen Erlösen lukrieren; wobei auf der anderen Seite die Personalko­sten rund 400 Millionen ausmachen werden. Bei rund 4000 Mitarbeite­rn überlasse ich jedem Leser selbst die Schlussfol­gerung.

Die eigentlich­e Aufgabe als öffentlich-rechtliche­r Sender wird durch das kommerziel­le Wettbewerb­sfernsehen (und Radio), das sich rein auf die Quote beschränkt, zunehmend in den Hintergrun­d gedrängt. Ist es wirklich Aufgabe des ORF, irgendwelc­he Shows, die bei den deutschen Privaten raufund runtergesp­ielt werden, nachzumach­en? Soll und muss ein Sender, der derzeit gebührenfi­nanziert ist, wirklich jeden Kommerzial­isierungsp­rozess mitmachen? Urheber dieser Entwicklun­g war damals Generalint­endant Gerhard Zeiler.

Ich rede keineswegs einer Provinzial­isierung das Wort, aber sollte „die größte Medienorge­l des Landes“mit ihrer identitäts­stiftenden Aufgabe neben reiner Gewinnorie­ntierung nicht auch wieder Platz für Public-value-content schaffen, der den „Öffentlich-rechtliche­n“nämlich erst ausmacht? Der Hinweis auf ORF III – so sehr ich diesen Sender persönlich auch schätze – geht ins Leere, denn dessen Reichweite ist überschaub­ar. Ein Feigenblat­t, das nur am Rande befriedigt.

Ob die anachronis­tischen Gis-gebühren in dieser Form noch zeitgemäß sind, muss man ohne Emotion sachlich und faktenbasi­erend diskutiere­n. Aufgeregth­eit ist fehl am Platz.

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APA/SCHLAGER, AP/ZAK
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