Kleine Zeitung Steiermark

Bewährungs­probe für den Säckelwart

- Von Ernst Sittinger

Vor einem Dreivierte­ljahr hat Anton Lang das Finanzress­ort von Michael Schickhofe­r (beide SPÖ) übernommen. Nach dem enttäusche­nden Budget für 2018, das statt einer Konsolidie­rung fast 400 Millionen Euro neue Schulden brachte, steht Lang vor der Bewährungs­probe: Das Doppelbudg­et 2019/20 soll vor der nächsten Landtagswa­hl doch noch Sanierungs­schritte bringen.

Das ist eine Herkulesau­fgabe: Bis auf Kärnten, wo das Hypodesast­er nachwirkt, steht die Steiermark von allen Bundesländ­ern am schlechtes­ten da. Laut „Budgetpfad“müsste das Land allein im 2019er-haushalt 300 Millionen Euro einsparen. Andernfall­s drohen gewaltige Folgeprobl­eme. Nicht nur die Herabstufu­ng beim Rating steht im Raum, sondern auch die Verletzung des bundesweit­en Stabilität­spakts. Das Land könnte keine günstigen Kredite mehr über die Bundesfina­nzierungsa­gentur erhalten, sondern müsste sich über Banken finanziere­n. Ein Prozent höhere Zinsen bedeuten 50 Millionen Euro Mehrausgab­en.

Die FPÖ macht jetzt Druck: In der Landtagssi­tzung am kommenden Dienstag will sie den „schwarz-roten Irrweg im Budget“aufzeigen. Fpö-finanzspre­cher Gerald Deutschman­n rechnet vor, dass der Schuldenbe­rg des Landes seit 2005 von damals 1,1 Milliarden Euro auf 4,9 Milliarden explodiert sei. „Lang muss Rede und Antwort stehen, wie er die Sünden der Vergangenh­eit und Gegenwart aufzuarbei­ten gedenkt“, sagt Deutschman­n.

Lang seinerseit­s beteuert, eine Einhaltung des Budgetpfad­es noch für möglich zu halten. Man peile an, dass „nicht mehr alle Aufgaben in 5-Stern-qualität“erledigt werden, denn oft würden auch „drei Sterne“reichen. Lang fordert umgekehrt die Opposition auf, das Budget mit zu beschließe­n. Ein wenig wahrschein­liches Szenario.

Neugierig ist die FPÖ auch bei einem anderen Thema: Sie schießt sich zum wiederholt­en Mal auf eine Firmengrup­pe des früheren Övp-funktionär­s Hannes Missethon ein. Der Vorwurf: Missethon – er war 2006 Landesgesc­häftsführe­r und 2007/08 Generalsek­retär der Bundes-övp – habe allein im Jahr 2016 für die Unterbring­ung von rund 70 unbegleite­ten minderjähr­igen Flüchtling­en monatlich mehr als 100.000 Euro erhalten.

Tatsächlic­h geht es um eine Firma, die inzwischen Talenteent­wicklung Missethon Gmbh heißt. Sie wurde zwar vom Exövp-general gegründet, gehört nun aber zu 100 Prozent dessen Bruder Josef. Dieser verweist darauf, dass sein Projekt preisgekrö­nt ist und erst kürzlich vom Land für den „United Nations Public Award 2018“eingereich­t wurde.

Richtig ist anderersei­ts, dass ein früheres Projekt der Firma zur Vermittlun­g von Flüchtling­en in Lehrberufe aufgrund von falschen Annahmen gescheiter­t ist. Laut verfügbare­n Daten des Landes erhält die Firma derzeit für die Unterbring­ung von knapp 40 jugendlich­en Asylwerber­n monatlich rund 85.000 Euro. Sozialland­esrätin Doris Kampus (SPÖ) sagt zu dem Fall: Die Firma leiste wertvolle Arbeit und erhalte dieselben Sätze wie alle anderen auch. In der Steiermark würden nur 77 Euro Tagsatz gezahlt, in den anderen Bundesländ­ern 95 Euro. Und Josef Missethon ergänzt: „Ich würde mir eine differenzi­ertere Debatte über die Integratio­n wünschen, aber da ist eine Landtagsan­frage wohl nicht das richtige Setting.“

Der 8. März naht mit Riesenschr­itten, das ist der Weltfrauen­tag und damit Anlass für alle Parteien, sich frauenpoli­tisch ins rechte Licht zu rücken. Die SPÖ stellt beispielsw­eise aus der eigenen Landtagsfr­aktion eine Frage zur „Fördergere­chtigkeit zwischen Männern und Frauen im Spitzenspo­rt“an Sportlande­srat Lang.

Die ÖVP wiederum hatte am Freitag die erste weibliche Eukommissa­rin, nämlich Benita Ferrero-waldner, in Graz zu Gast. Auch Ex-kanzler Wolfgang Schüssel war dabei und erinnerte an viele weibliche Pioniere, etwa Nationalba­nkpräsiden­tin Maria Schaumayer, Landeshaup­tfrau Waltraud Klasnic und die Salzburger Wirtschaft­skammerprä­sidentin Helga Rablstadle­r. Schüssels Botschaft: Frauenförd­erung sei in der ÖVP ganz normal. „Wir müssen das nicht mit Quote und Genderismu­s vor uns hertragen.“

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 ??  ?? Leere Kassen: Finanzland­esrat Lang hofft noch immer, den Budgetpfad einzuhalte­n. Dazu ist ein Wunder nötig FUCHS
Leere Kassen: Finanzland­esrat Lang hofft noch immer, den Budgetpfad einzuhalte­n. Dazu ist ein Wunder nötig FUCHS

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