Zur Person
manches Mal um meine Freiheit beneidet. Und gar so manche und mancher musste ohne Angabe von Gründen das Feld vorzeitig räumen.
Bei der letzten Geschäftsführerbestellung enthielten Sie sich der Stimme. Aus Protest gegen den Druck, der ausgeübt wurde. Wie stellt man sich den vor?
Bei allen Wahlen hat es direkten und indirekten Druck auf mich gegeben. Je nach Erziehung der Druckausüber waren es Drohungen oder Wohlverhaltensversprechen. Übrigens, ich unterscheide Druck von Wünschen. Denn Wünsche für ein bestimmtes Wahlverhalten des Küberl kann jeder äußern.
Während ein Teil der Regierungsmitglieder „Weg mit den Zwangsgebühren!“skandiert, haex-stiftungsrat ben Sie dafür plädiert, die Orfgebühren in kürzeren Abständen moderater anzuheben.
Die Anhebung von Orf-gebühren ist ein enorm politischer Vorgang. Weil es seit langer Zeit üblich ist, die Gebühren nur alle vier oder fünf Jahre anzupassen, geht es immer um relativ hohe Sprünge. Da die jeweilige Regierung ein Wörtchen mitredet, ist das eine gute Gelegenheit, eine Erpressungsbitte auszusprechen. Richtiger wäre es, wenn alle zwei Jahre eine gelinde Anpassung kommt, das ist erträglicher als ein achtprozentiger Sprung nach oben. Vielleicht gibt es noch einmal Einsicht dafür.
Der Griff der Politik nach dem ORF ist so alt wie die Geschichte dieses Unternehmens. Sehen Sie eine realistische Chance auf Re-
wurde am
22. April 1953 in Graz geboren. Verheiratet, zwei Söhne.
bei katholischen Organisationen wurde er 1995 als erster Laie Präsident der Caritas Österreich.
Ab 1998 Publikums- und dann Stiftungsrat im ORF. duktion dieser Begehrlichkeiten oder hoffen Sie nur darauf?
Es gibt immer eine Chance auf mehr Normalität in den Beziehungen zwischen dem ORF und den Regierungsparteien. Kluge Normierung der Gesetze, die nicht zukunftssperrend für den ORF sind, die Regeln für die Auswahl der Aufsicht, ja, das sind Aufgaben des Parlaments. Die Sehnsucht nach täglicher Beeinflussung sollte man tunlichst abbauen. Normales Gespräch, Kritik, Anregungen sind in der Demokratie nicht nur erlaubt, sondern deren Lebenselixier. Übrigens: Medienpolitik einer Regierung wird wohl immer mehr sein müssen, als darauf zu achten, ob man im ORF eh gut vorkommt. Ich denke, es ist Zeit, Rechtsstaatlichkeit auch gegenüber Internet und Social Media durchzusetzen.
Was wünschen Sie dem ORF und vor allem seinem Publikum? Dem zahlenden Publikum wünsche ich, dass über Schirm und Äther Qualitätsprogramm in so großer Vielfalt zu empfangen ist, dass sich alle Hörenden, Sehenden, Lesenden gut informiert, gut unterhalten fühlen und gut am Weltgeschehen teilnehmen können. Dem ORF wünsche ich, dass er unterschiedliche Ansprüche an dieses feingliedrige Medium zu bedienen vermag. Dass er wichtiger Eckpfeiler produktiver Identität unseres Landes bleibt. Dass er die richtige Spannung von Unaufgeregtheit und Provokation hat. Dass Information, Recherche, Analyse, Kommentare präzise und einfühlsam passen. Die beste Zeit des ORF könnte ja noch kommen!