Kleine Zeitung Steiermark

Rundfunk: Die Schweizer sagen „Ja, aber“

- Von Christian Ortner

Klare Mehrheit stimmte für die Beibehaltu­ng der Rundfunkge­bühren.

Noch im Januar hatte es nach einem Kopf-ankopf-rennen ausgesehen, am gestrigen Abstimmung­ssonntag sprach sich mit 71 Prozent eine deutliche Mehrheit des Schweizer Volkes gegen die No-billag-initiative (siehe Kasten) und damit de facto für den Erhalt des öffentlich-rechtliche­n Rundfunks in der Schweiz aus.

Aber nicht nur bei der staatliche­n SRG, auch bei 34 privaten Radio- und Tv-stationen machte sich nach den ersten Trends am Sonntagvor­mittag Erleichter­ung breit. Anders als in Österreich partizipie­ren in der Schweiz auch die Privaten an den Gebührenge­ldern. Zwar scheint ihr Stück vom Gesamtgebü­hrenkuchen mit 60 Millionen Franken (52 Millionen in Relation zur SRG (1,24 Milliarden Franken; 1,07 Milliarden Euro) relativ klein, bei den meisten von ihnen machen die Gebührenge­lder aber mehr als 50 Prozent der Erlöse aus. Bei einer Annahme der Initiative wären daher auch viele von ihnen vor dem Aus gestanden.

Es gab kein langes Zittern, wie sonst so oft bei Abstimmung­en der Eidgenosse­n. Bereits nach den ersten Ergebnisse­n von Kleinstgem­einden aus dem Kanton Aargau setzte bei den Sendern das kollektive Aufatmen ein, vor allem bei den etwa 6000 Mitarbeite­rn der SRG. Niemand in der Schweiz konnte sich vorstellen, dass es nach einem Wegfall von 75 Prozent der Einnahmen noch einen öffentlich-rechtliche­n Rundfunk geben würde. „No Billag“: Monatelang wurde emotional diskutiert, das Ergebnis war

Aber auch das klare Nein zur No-billag-initiative – neben der deutlichen Volksmehrh­eit stimmten auch alle Kantone einheitlic­h gegen die Initiative – wird die SRG nicht zur Ruhe kommen lassen. Für die Mehrheit des Nein-lagers war die Vorlage schlicht zu radikal, das Votum daher nur ein „Ja, aber“-bekenntnis zum öffentlich-rechtliche­n Rundeuro)

funk. Das Meinungsbi­ld, dass sich die SRG massiv verändern und den aktuellen Gegebenhei­ten anpassen müsse, ist bei unseren Nachbarn einhellig. Vor allem wird erwartet, dass die alle vier Sprachregi­onen gleichbere­chtigt bedienende Rundfunkan­stalt spart. Seit 1990 ist die Gebühr um 61 Prozent gestiegen, die Teuerungsr­ate jedoch nur um 29 Prozent.

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