34 Minuten mit Seiner Fröhlichkeit
Bundeskanzler Sebastian Kurz besucht den Papst, im Koffer ein Faksimile von „Stille Nacht“und eine Einladung – Reise in eine andere Welt.
Dieser Palazzo ist ein Labyrinth, in dem sich schon viele Päpste verloren haben. Über steinerne Treppen und einen in die Jahre gekommenen Fahrstuhl geht es empor, verwinkelte Gänge entlang, vorbei an salutierenden Schweizergardisten und kleinen, trist beleuchteten Büros, in denen sich vatikanische Beamte in Anzug und Krawatte über alte Schreibtische beugen.
Man kann gut verstehen, warum Papst Franziskus nach seiner Wahl nicht in den Apostolischen Palast übersiedelt ist, in diese seltsame Mischung aus kalter, mit unermesslichen Kunstschätzen bestückter Mo- numentalität und bedrückender Enge. Dass er einfach wohnen geblieben ist im schlichten Gästehaus Santa Marta.
Und da kommt auch schon der Papst aus Südamerika. Im angeregten Gespräch mit Bundeskanzler Sebastian Kurz schreitet er einher, flankiert von einem halben Dutzend Ehrenkämmerern in altmodischen, ordenbehängten Fracks. Gentiluomini di Sua Santità – Edelleute Seiner Heiligkeit –, so werden diese aus der Zeit gefallenen Erscheinungen genannt.
Einer dieser Kammerherren hat den Kanzler unten im Damasushof vor einem Spalier von Schweizergardisten begrüßt