Von Amerika lernen kann
sam, weil das Thema Gleichstellung mittlerweile mehr als Frauenfragen umfasst. Längst wurde die Debatte mit einer tiefer gehenden Auseinandersetzung auch mit Umgang mit ethnischen und sozialen Minderheiten verknüpft. Puristisch ist das nicht. Aber ein Zugang, der auch der hiesigen Diskussion dienlich sein könnte. Nicht zuletzt, weil er Inklusion auch zu einem Männerthema macht. Und wenn Männer erkennen, dass Frauenfragen sie genauso angehen, weil sie nicht wollen, dass ihre Freundinnen, Frauen, Töchter, Schwestern, Mütter schlechter stehen als sie selbst, erfolgt auch der Abschied von der lächerlichen Irrlehre, Gleichberechtigung sei ein Nullsummenspiel. Die gesellschaftliche Teilhabe von Männern sinkt ja nicht, wenn die von Frauen steigt, und nachweislich profitieren Gesellschaften von Inklusion und Diversität. Es lohnt sich also für Männer, Frauen nicht nur im Kampf gegen sexuelle Übergriffe zu unterstützen, sondern sich auch für ihre Gleichstellung zu engagieren. Dass derlei ökonomisch wirkt, beschreibt der Bericht „Women in Business“der Beraterfirma Grant Thornton International: „Erwiesenermaßen“, stellt dort Alexandra Winkler-janovsky fest, „gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Frauenanteil auf Führungsebene und dem wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens.“De facto aber haben 44 Prozent der heimischen Unternehmen null Frauen in gehobenen Positionen. Klingt nach Business as usual, und dass nichts weitergeht.
Und doch ist die Debatte auch bei uns nicht aufzuhalten. Das aktuelle Frauenvolksbegehren hat es bisher auf gut 200.000 Unterstützungserklärungen gebracht. Ob es Erfolg haben wird, darf nicht davon ablenken, dass tief greifende Verbesserungen in Sachen Gleichstellung nur dann gelingen, wenn die aktuelle Debatte weltanschauliche Bruchlinien und herkömmliche Geschlechterfronten überwindet. Eine Bedingung für nachhaltige Veränderung: die Selbstverpflichtung, sich mit Gleichberechtigung und Inklusion auseinanderzusetzen. Und für sie einzutreten. Mitreden, ohne informiert zu sein, gilt nicht mehr.
Zu lange war es schick, den Feminismus als überholtes gesellschaftspolitisches Konzept abzutun. Dieser Frauentag markiert den idealen Zeitpunkt, die Ärmel aufzukrempeln, und den Schwung, den #Metoo und #Timesup in eine leidenschaftslose Debatte gebracht haben, aufzugreifen. Um im Sinne von #Pressforprogress gemeinsam für mehr Fortschritt Druck zu machen. Nach dem Motto: Feminismus? Können wir. Gut 200.000 Unterschriften hat das laufende Frauenvolksbegehren bisher gesammelt, bis 4. April läuft die Frist für Unterstützungserklärungen. frauenvolksbegehren.at