Schwarzer live
Kleine-zeitung-salon mit Alice Schwarzer, am 10. März, 17 Uhr, im Styria Media Center, Gadollaplatz 1, Graz. Eintritt frei. Exklusiv für Vorteilsclub-mitglieder. Anmeldung unter shop.kleinezeitung.at oder unter Tel. 0820 820 101 99. (Mo–fr, 9–14 Uhr) Livestream ab 17 Uhr.
In Ihrem Buch „Meine algerische Familie“beschreiben Sie Algerien anhand einer Familie, mit der Sie seit Jahrzehnten befreundet sind. Erschreckt oder freut Sie die Entwicklung, die das nordafrikanische Land macht? ALICE SCHWARZER: Sie beunruhigt mich. Denn die Lage in Algerien ist alles andere als stabil. Gleichzeitig macht sie Hoffnung. Algerien ist heute das einzige muslimische Land auf der Welt, das nicht droht, in einen „Gottesstaat“zu kippen. Die Algerier sind gefeit gegen die islamistische Propaganda, weil sie in den 90er-jahren ihr „Syrien“hatten.
Über 200.000 Tote in dem von den Islamisten angezettelten Bürgerkrieg. Also gilt für sie: Nie wieder! Gleichzeitig sind die Algerier dank ihrer Geschichte ein politisch sehr bewusstes Volk: Die Befreiung von den französischen Kolonialherren 1962 haben sie sich selbst zu verdanken, danach wurden sie zum „Mekka der revolutionären Welt“. Gerade Algerien hätte also die Chance, ein demokratisches muslimisches Land zu werden. Es droht aber auch Chaos. Denn das Massaker der „Gotteskrieger“hat das Volk traumatisiert und lässt heute viele in den Glauben flüchten. Und die Regierung ist schwach und korrupt. Darum muss Europa Algerien dringend wieder entdecken: die demokratischen Kräfte stärken, die Wirtschaftsbeziehungen intensivieren. Der sogenannte Arabische Frühling war eine Falle. Ein paar gut meinende Freiheits-