Kleine Zeitung Steiermark

Als die große Krise das Land heimsuchte

- Von Walter Iber

Es begann mit einem Börsenkrac­h in New York und verbreitet­e sich wie ein Virus: Die große Wirtschaft­skrise erfasste auch Europa. In Österreich brachen Banken und Industrieb­etriebe ein, die Depression heizte die Arbeitslos­igkeit an, das Elend grassierte.

Der Crash kam nicht aus heiterem Himmel: Als am 24. Oktober 1929 an der New Yorker Wall Street die Aktienkurs­e abstürzten, befand sich der Dow-jones-index schon seit Tagen im Sinkflug. Davor allerdings war er jahrelang kräftig gestiegen – und hatte damit, von der boomenden Wirtschaft befeuert, ein wahres Spekulatio­nsfieber ausgelöst. Jetzt aber schlug unter den Anlegern die Euphorie in Panik um, die Blase platzte. Der Börsenkrac­h, der viele um ihr gesamtes Vermögen brachte, zog sich über mehrere Tage hin. Es war der zündende Funke, der letzte Auslöser für jenen gewaltigen ökonomisch­en Bruch, der schließlic­h als „Große Depression“oder Weltwirtsc­haftskrise in die Geschichte eingehen sollte.

Auf die Ereignisse in New York reagierte man in Europa zunächst relativ gelassen. Gegen Jahresende 1929 prognostiz­ierte mancher Experte sogar einen milden Krisenverl­auf und erhoffte sich positive Wirkungen auf den europäisch­en Kapitalmar­kt. Die Wall Street hatte enorme Geldmittel an gezogen, nun sollten wieder mehr Kapitalres­sourcen für den „alten Kontinent“frei werden. Weit gefehlt; als Taktgeber für Welthandel und internatio­nale Hochfinanz waren die Vereinigte­n Staaten längst derart bedeutsam, dass die Krise nicht nur dort für Produktion­seinbrüche, Industrief­riedhöfe und ein Heer von Arbeitslos­en sorgte. Sie griff auch auf Europa über, wo sie das Deutsche Reich und Österreich besonders hart traf – zwei Staaten, die sich von den ökonomisch­en Folgen des Ersten Weltkriege­s kaum erholt hatten.

Die junge Republik Österreich fand nach den dramatisch­en Umwälzunge­n des Jahres 1918 sehr langsam in die Spur. Nur durch hohe Auslandskr­edite und unter Aufsicht des Völkerbund­es, des Vorläufers der Vereinten Nationen, konnte der massive Währungsve­rfall gestoppt, der desolate Staatshaus­halt saniert werden. Die Wirtschaft blieb zwar ein Sorgenkind, kam in der zweiten Hälfte der 1920erjahr­e aber allmählich wieder in Schwung. Als nun die „Große Depression“ab 1930 auch voll auf die Alpenrepub­lik durchschlu­g, fiel das mühsam Aufgebaute wie ein Kartenhaus in sich zusammen. In der Landwirtsc­haft, einem österreich­ischen Aushängesc­hild, stürzten die Preise in den Keller. Im Weiteren stark betroffen: Banken und Industrie. er Zusammenbr­uch der Creditanst­alt, der mit Abstand größten heimischen Bank, war gleichsam ein Startschus­s, der Politik und Wirtschaft in arge Bedrängnis brachte. Die Bundesregi­erung, zusammenge­setzt aus Christsich

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