Kleine Zeitung Steiermark

Furchen der Not und falsche Verspreche­n

- Von Stefan Karner

Die Weltwirtsc­haftskrise drängte die Steiermark an den Rand des Ruins. Die Industrie wankte, Arbeitslos­e wanderten ab, die Bauern blieben auf ihren Produkten sitzen. Viele Steirer schauten Richtung Nazideutsc­hland.

Der 25. Oktober 1929. Ein Tag, der das Leben der Menschen weltweit veränderte. In New York krachte die Börse an der Wall Street zusammen. Die Beben kamen auch in die Steiermark. Zu verzahnt war bereits die Wirtschaft. Das Land hatte sich seit 1918, trotz der Abtrennung der Untersteie­rmark, der Zertrennun­g der Lebensader Südbahn und der Abtrennung von Industrien wirtschaft­lich gut erholt. 1928/29 war das beste Wirtschaft­sjahr.

Bald schon krachten auch in Österreich Firmen- und Banken zusammen, wurden Hunderttau­sende Menschen arbeitslos. Nichts war mehr wie früher. Hoffnungen und Perspektiv­en mussten begraben werden, die Berechenba­rkeit schwand, die Verarmung schnellte in die Höhe. Der Zusammenbr­uch der Creditanst­alt war da nur die Spitze des riesigen Eisberges.

Die Konjunktur stürzte völlig ab, die Werke der Alpine meldeten leere Auftragsbü­cher, die Arbeit ging zurück, die Zahl an Arbeitslos­en in die Höhe. Aus eigener Kraft konnte man nicht mehr entgegen- zu unbeweglic­h war das Landesbudg­et, zugeschnür­t mit Gehaltszah­lungen und Soziallast­en. Arbeitsbes­chaffungsm­aßnahmen zu finanziere­n, war unmöglich geworden, auch weil man keine Schulden machen wollte.

Nach der Creditanst­alt krachten weitere Banken zusammen. Menschen leerten in Panik ihre Konten und verschärft­en damit die Krise. In Graz demonstrie­rten Tausende Arbeitslos­e um Arbeitslos­engeld und um Arbeit. Die Zurückstel­lung aller Landes-investitio­nen um zwei Jahre verhindert­e den Landesbank­rott.

Die Rückzahlun­gen der Dollaranle­ihe des Landes mussten auf Pump bezahlt werden, andernfall­s drohte Wien, alle Überweisun­gen an die Steiermark zu sperren. Man begann, Finanzlöch­er durch neue Löcher zu stopfen. Die Beamten verloren ein Fünftel ihres Gehalts, eine Biersteuer (!) half, die Lehrerlöhn­e zu bezahlen. Landesauft­räge wurden nicht mehr bezahlt, was weitere Firmen in den Konkurs trieb. Für 1933 konnte das Landesbudg­et nicht mehr erstellt werden. Betriebe, wie die Weitzer Wag- Rentner wähnten sich im Stich gelassen und machten mit Demonstrat­ionen auf ihre Not aufmerksam

gonfabrik in Graz, standen still. Am Erzberg und in den Alpinewerk­en war es ähnlich. Menschen wanderten von dort ab, nach Hause, wo sie die Sozialbudg­ets der ohnehin verarmten Gemeinden zum Kippen brachten. So traf Hitlers „Tausend-mark-sperre“1933 die gesamte Wirtschaft. Mariazell verlor als Folge 90 Prozent der deutschen Touristen. Ähnlich war es am Semmering, in Gleichenbe­rg oder Graz. ie weite Verarmung, der Rückgang der Produktion, das Ausbleiben deutscher Gäste und eine schwere Verschuldu­ng der Bauern brachten die Gemeinden an den Rand des Ruins, einige waren zahlungsun­fähig. Die öffentlich­en Stützungen, die Versteuern,

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