Zwischen Hängematte und Studio
Mit dem Palast Orchester tourt Sänger Max Raabe wieder durch Österreich. Ein Gespräch über Juwele, Faulenzen und Johann Sebastian B.
Ihre Plattenfirma schreibt: „Max Raabe hat herausgefunden, wie man gute Lieder schreibt: Man tut am besten nichts.“Wie geht das?
MAX RAABE: Wenn Sie den Pressetext weiterlesen, so steht geschrieben: „Nur so kann Raum für den perfekten Moment entstehen, in dem die Muse küsst.“So ist es in der Tat. Ich lasse die Sachen auf mich zukommen, entdecke noch immer musikalische Juwele aus früheren Jahrzehnten, außerdem macht es unbändige Freude, selbst Stücke zu schreiben. Selbst im Studio wird da manchmal noch improvisiert.
Das Palast Orchester wurde 1986 gegründet. Hätten Sie damals gedacht, dass es das heute auch noch geben würde? Nie im Leben. Damals wollte ich mit Musik nur mein Studium finanzieren. Einmal Spaß zu haben und diese Lieder wieder aufzuführen, das war schon der luxuriöseste Gedanke.
Woher kam die Initialzündung? Es gab Orchestermaterial, das ungenutzt auf Flohmärkten und Archiven schimmelte. Im Radio wurden, als Spezialprogramm, einmal pro Woche Schellacks mit dem Repertoire gespielt. Im Fernsehen liefen Filme etwa mit Zarah Leander und Heinz Rühspaziergänge, All das waren Einflüsse. Leider gab es kein Orchester in entsprechender Größenordnung, das diese Dinge noch spielte. Also gründete ich eines.
Sie sind Bariton, „staatlich geprüfter Opernsänger“. Hatten Sie nie Lust auf große Bariton-rollen auf der Bühne?
Wäre es so, würde ich es machen. Mich zwingt ja niemand zu etwas. Im Sommer nehme ich mir jeweils ein paar Wochen frei. Wenn ich zurückkomme, merke ich jedes Mal, wie sehr mir das, was ich mache, gefehlt hat. Ich kann mir meine musikalische Karriere ohne dieses Repertoire nicht vorstellen. Einige Film- und Bühnenausflüge gab es ohnehin. Wie das „Weiße Rössl“in der Berliner „Bar jeder Vernunft“. Da spielte ich den Dr. Siedler, weil der in diesem Singspiel die besten Lieder hat.
Zum Programmtitel Ihrer CD, der besagt, Sie hätten den rechten Moment heut verpennt. Ist Ihnen das schon einmal passiert? Das wüsste ich nicht, weil ich dann ja geschlafen hätte. Offensichtlich hat mir im Nachhinein nichts gefehlt. Das gehört faktisch zu meiner Philosophie, dass ich nämlich keine Sorgen habe, irgendwas zu verpassen.
Beherrschen Sie das perfekte Faulenzen überhaupt? „Es gehört faktisch zu meiner Philosophie, dass ich keine Sorgen habe“: