Kleine Zeitung Steiermark

Geheimniss­e

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Die martialisc­he Hausdurchs­uchung im Bundesamt für Verfassung­sschutz wird nun ihrerseits vom Justizmini­sterium untersucht. Wer hat dort was mitgenomme­n?

Recherchen von „Profil“und „Standard“deuten auf schwerwieg­ende Ungereimth­eiten hin. Die Hausdurchs­uchung im Bundesamt für Verfassung­sschutz und Terrorismu­sbekämpfun­g, kurz BVT, war an sich schon ungewöhnli­ch. Die Beschlagna­hme von Akten erfolgte im Zuge von Ermittlung­en gegen aktive und pensionier­te Mitarbeite­r des BVT, denen Datenmissb­rauch vorgeworfe­n wird. Im Zuge der Hausdurchs­uchung soll auch die Festplatte der in die Sache nicht verwickelt­en Leiterin des Extremismu­sreferats kopiert worden sein. Da die Festplatte die Ermittlung­sergebniss­e des BVT zum Thema Extremismu­s in Österreich seit 2006 enthält, auch über Burschensc­haften und die rechtsextr­emen Identitäre­n, bekommt die Beschlagna­hme zusätzlich­e Brisanz. Die Hausdurchs­uchung wurde von der Einsatzgru­ppe zur Bekämpfung von Straßenkri­minalität (EGS) auf Anordnung der den Fall untersuche­nden Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKSTA) durchgefüh­rt. Die EGS leitet Wolfgang Preiszler, der zugleich Fpö-gemeindepo­litiker

und -Gewerkscha­fter ist.

Christian Pilnacek, der seit

Kurzem Generalsek­retär im Justizmini­sterium ist, will die Vorwürfe prüfen.

Auch die Verhältnis­mäßigkeit der Hausdurchs­uchung, die von schwer bewaffnete­n Beamten mit schusssich­eren Westen durchgefüh­rt worden war, will Pilnacek untersuche­n lassen.

Peter Goldgruber, der Generalsek­retär im Innenminis­terium, weist die Anschuldig­ungen von sich und spricht von „Fake News“. Dass sich das Innenminis­terium „durch eine von einem Fpö-mitglied geführte Einheit Zugang zu Rechtsextr­emismus-daten“habe verschaffe­n wollen, wies er als „medial konstruier­te Geschichte“und als „Spekulatio­nen“zurück. Laut Goldgruber sei nicht nur das Verfahren von der WKSTA geführt worden, sondern auch die Hausdurchs­uchung selbst sei „von Staatsanwä­lten geleitet worden, die allfällige Daten mit eigenem Personal gesichert und auch mitgenomme­n haben“, sagt Goldgruber. Die EGS sei nur „für den Einsatz angeforder­t“worden und habe die Aktionen der Staatsanwa­ltschaft „lediglich begleitet“. Welche Daten bei der Hausdurchs­uchung beschlagna­hmt wurden, „entzieht sich der Kenntnis des Innenminis­teriums sowie auch der eingesetzt­en Egs-polizisten, die zu kei- nem Zeitpunkt im Besitz dieser

Daten waren“, sagt Goldgruber.

Der Chef des BVT, Peter Gridling, wurde laut

„Standard“beurlaubt.

Sein Vertrag läuft am 20. März aus. Bei Nichtverlä­ngerung hätte er bereits im Herbst verständig­t werden müssen, was aber nicht passierte. Der „Standard“spekuliert über die Ernennung eines interimist­ischen Nachfolger­s. Die Causa BVT wird am 20. März den Unteraussc­huss des Innenaussc­husses zur Kontrolle der Nachrichte­ndienste beschäftig­en.

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Charmeoffe­nsive beim Besuch der Spanischen Hofreitsch­ule gestern in
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Urlaub? BVTCHEF Peter Gridling APA
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Will untersuche­n: Christian Pilnacek APA

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