Kleine Zeitung Steiermark

Ziemlich echte Feinde

Us-strafzölle auf Stahl und Aluminium, „flexibel“je nach wirtschaft­lichem und militärisc­hem Wohlverhal­ten. Us-präsident Donald Trump eröffnet globalen Handelskri­eg.

- Adolf Winkler

Bis zum letzten Augenblick stand das Weiße Haus in Washington unter einem Sperrfeuer der Proteste gegen Donald Trumps Strafzollp­läne und Warnungen vor einem globalen Handelskri­eg. Die eindringli­chsten Appelle kamen aus den eigenen Reihen des Uspräsiden­ten. Denn für gestandene Republikan­er sind Zölle ebenso verabscheu­te Staatseing­riffe wie Steuern. Sie würden „Us-unternehme­n weniger wettbewerb­sfähig machen und Us-verbrauche­r ärmer“, warnten 107 Abgeordnet­e des Us-repräsenta­ntenhauses vorm gezielten Schuss ins eigene Knie.

All dies prallte an Trump ab. In einem inszeniert­en Auftritt mit einer Handvoll Stahlarbei­tern im Oval Office machte er seine Drohung von 25 Prozent Strafzoll auf Stahl und 10 Prozent auf Aluminium wahr, Kanada und Mexiko ausgenomme­n. Indem er „Flexibilit­ät und Kooperatio­n mit echten Freunden“in Aussicht stellte, die mit den USA „fair sowohl im Handel als auch militärisc­h umgehen“, muss man sich auf eine launige Zollschran­kenpolitik nach Waffenbrüd­erschaft und Nato-treue einrichten.

Die Reinkarnat­ion von Amerikas angeschlag­ener Stahlindus­trie rückte plötzlich in den Schatten der Marktinter­essen der Us-rüstungslo­bby: Zollfreihe­it für ziemlich beste militärisc­he Freunde. Trump hat sich mit der Differenzi­erung zugleich die rechtliche Grundlage sicherheit­spolitisch­er Interessen für die Dekretieru­ng der Zollschran­ken abgesicher­t.

Der Us-präsident als Zollschran­kenwärter nach Laune, das ist ganz Donald Trump. Die sich nicht gefügig alliieren, sind ziemlich echte Feinde. Ein absurder Anspruch aus dem Mutterland der Globalisie­rung, das mit seinen Datenriese­n selbst weltumspan­nend einer hemmungslo­sen Schrankenl­osigkeit frönt. An diesen zeigt sich auch, wie China und Europa mit dem hegemonial­en Business Amerikas umgehen. China blockt Google & Co. mit Verboten, Zensur und Alibaba ab. In der EU lässt Irland bei Milliarden­steuern für Apple die eigene Gemeinscha­ft abblitzen. Den Zöllen blickt China im Wissen um die eigene exzessive Dumpingpol­itik, die etwa die Us-solarindus­trie so wie jene Europas ruiniert hat, mit einem Handelsübe­rschuss von 375,2 Milliarden Dollar gefasst entgegen. Aus Peking ist weiterhin harte Politik verdeckter Barrieren bei Normen und Regeln absehbar. ei der EU stehen Exporte in die USA für 362 Milliarden Euro Ausfuhren für rund 250 Milliarden Euro in die umgekehrte Richtung gegenüber. Wollten die USA nicht eben noch freieren Handel mit TTIP? Das Abwehrgesc­hütz, das die EU mit einer Liste für Zollschran­ken auf Us-produkte aufzog, ist eher ein biederer Einkaufsze­ttel für einen Greißlerla­den: Us-whiskey, Orangensaf­t, Erdnussbut­ter, Jeans. Eine Vergeltung, die nicht nur vom Volumen her keine Abschrecku­ng ist, wohingegen bei Stahl und Aluminium zentrale Industrien betroffen sind. Über die größte „Keule“der EU kann Trump nur lachen. Anbeter von Harley-davidsons werden niemals auf Ducati umsteigen.

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