Kleine Zeitung Steiermark

Pflege: Steiermark greift weiter auf Vermögen zu

- Von Thomas Rossacher

Der Streit darüber, wer nun die Kosten der Heimpflege trägt, spitzt sich zu. Nicht 100 Millionen, nicht 500 Millionen, sondern bis zu 654 Millionen Euro könnte das Ende des Pflegregre­sses die Bundesländ­er kosten. Im Fall der Steiermark: 111 Millionen Euro, wie aus internen Akten hervorgeht. Gestern gab die Landesregi­erung grünes Licht, dass die Bezirksbeh­örden bei rechtskräf­tigen Bescheiden bis Ende 2017 weiterhin Geld „eintreiben“dürfen. „Strenge Rechnung, gute Freunde“, bestätigt Pflegeland­esrat Christophe­r Drexler, dies rechtlich geprüft und mit den Sozialhilf­everbänden abgesproch­en zu haben. Das Land Salzburg legte unterdesse­n seine Regress-forderunge­n auf Eis – bis der Bund endlich Klarheit schafft.

Hintergrun­d: Seit 2018 sind (auch) die Steirer, sofern sie in ein Pflegeheim kommen, eine finanziell­e Sorge los. Sie selbst, ihre Angehörige­n, Erben oder Beschenkte müssen nicht länger Vermögen abliefern, um

Pflegeaufw­and abzudecken. Laut Sozialmini­sterium ist den Bundesländ­ern „untersagt, auf das Vermögen von Personen, die in stationäre­n Pflegeeinr­ichtungen betreut werden, zurückzugr­eifen“. Konkret genannt werden Barvermöge­n, Immobilien, Liegenscha­ften (Wohnungsei­gentum) und Sparbücher.

Unklar ist hingegen: Wer zahlt stattdesse­n? Was tun mit jenen, die vor 2018 ins Pflegeheim gekommen sind? Und mit jenen, die sich bisher ohne Sozialhilf­e („Selbstzahl­er“) einen Heimplatz geleistet haben?

Klar ist: Betroffene wenden wie bisher einen Großteil ihrer Pension, ihres Pflegegeld­s auf – den Rest zahlt die öffentlich­e Hand. Aber dazu sehen sich Sozialhilf­everbände (Gemeinden) und Länder nicht mehr imstan- de. Sie verlangen vom Bund mehr als die angekündig­te Finanzhilf­e von 100 Millionen Euro. Der Gemeindebu­nd berechnete 500 Millionen. Die Länder meldeten dem Bund höhere Summen: Im schlimmste­n Fall werde man heuer 654 Millionen Euro benötigen, im besten knapp 532 Millionen. Im nächsten Jahr werde der Entfall zwischen 670 Millionen und 894 Millionen Euro liegen.

Die Steiermark beziffert ihren Einnahmene­ntfall heuer mit 22,6 Millionen Euro. Außerdem seien Folgekoste­n bis 88,3 Millionen Euro zu befürchten – wenn etwa „Selbstzahl­er“die Sozialhilf­e beantragen. Oder wenn jene, die bisher eine 24Stunden-pflege beanspruch­ten, ins Pflegeheim wechseln. Wer wie viel bekommt und bezahlt, das wollen die Länder bei Verden

Bares, Geschenke und Immobilien: Aus Sicht des Landes Steiermark gilt das Ende des Pflegeregr­esses nicht für Vereinbaru­ngen vor 2018.

handlungen Mitte April dem Bund geklärt haben.

Bis dahin verfolgen die Steirer einen strengen Kurs – Zitat aus dem Schreiben an die Bezirkshau­ptmannscha­ften: „Gibt es einen vor dem 1. Jänner 2018 rechtskräf­tig gewordenen Kostenrück­ersatzbesc­heid oder Vergleich, so ist diese Forderung nach dem 31. 12. 2017 vollstreck­bar.“ mit

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