Nms-leiter
Der Bildungsminister sieht Neue Mittelschulen auf Weg „in die Sackgasse“und stellt deshalb deren Grundkonzepte infrage. Andere Gründe vermuten Direktoren und Elternvertreter.
Die Neuen Mittelschulen stehen einmal mehr in Diskussion, angefacht von Vp-bildungsminister Heinz Faßmann. Dieser stellt ja das Teamteaching infrage. Also das Konzept, dass zwei Lehrer in den Klassen unterrichten. Der Grund: Das ursprüngliche Konzept der NMS gehe nicht auf, dass nämlich mehr Absolventen als bei der früheren Hauptschule an eine Ahs-oberstufe wechseln sollen.
Stattdessen solle es künftig verstärkt „lerngruppenspezifische Differenzierungen“geben, auch klassenübergreifend. Möglich ist dies jetzt schon: Schulen können ihre Zusatzstunden statt für Teamteaching etwa für Begabten- oder Förderkurse einsetzen.
Christian Gschiel, Direktor der NMS Leoben-stadt, fürchtet daher, „dass der Bund Geld sparen will“. Dass also künftig die sechs Zusatzstunden, die es derzeit für die Neuen Mittelschulen gibt, überhaupt wieder gestrichen werden könnten.
Einsparungen befürchtet auch Hannes Wiedenhofer, Leiter der NMS Algersdorf in Graz, die als eine der ersten Schulen bereits vor 25 Jahren das Nmskonzept erprobt hat. Das Argument Faßmanns, dass zu wenige Schüler an eine AHS wechseln, „erscheint mir an den Haaren herbeigezogen“, sagt Wiedenhofer: „Unsere Abgänger, die keine Berufsausbildung machen, sind immer schon auf berufsbildende höhere Schulen (BHS) oder Borgs gewechselt und kaum in Ahs-oberstufen.“
Elternvertreterin Ilse Schmid stellt zwar infrage, dass Teamteaching so funktioniere wie erwünscht – „es ist sehr schwierig, unterschiedliche Wissensstände in einem Raum zu koordinieren“. Man müsste tatsächlich Gruppen nach Leistung bilden, mit weniger Personal sei das jedoch nicht zielführend.
Das zweite Vorhaben der Bundesregierung, ab Herbst von der derzeitigen – von vielen als kompliziert empfundenen – siebenteiligen Notenskala zu fünf Noten zurückzukehren, bezeichnet Wiedenhofer als „großen Fehler“. Derzeit gibt es für die dritte und vierte Klasse je nach Leistungsniveau unterschiedliche Notenskalen. Direktor Gschiel bevorzugt ebenfalls das derzeitige System: So hätten auch Schüler, die sich schwertun, die Möglichkeit eines Abschlusses und damit auch die Möglichkeit, eine Lehrstelle zu finden. Das System sei aber im Gegensatz zu den früheren Leistungsgruppen flexibel und durchlässiger. Gschiel vermutet einen anderen Hintergrund für die Diskussion: „Jedes Jahr werden genau in der Anmeldezeit für die Schulen Meldungen über dringenden Reformbedarf der NMS lanciert.“Er führt dies auf eine „starke Ahs-lobby im Ministerium“zurück.