Kleine Zeitung Steiermark

Nms-leiter

- Von Sonja Peitler-hasewend

Der Bildungsmi­nister sieht Neue Mittelschu­len auf Weg „in die Sackgasse“und stellt deshalb deren Grundkonze­pte infrage. Andere Gründe vermuten Direktoren und Elternvert­reter.

Die Neuen Mittelschu­len stehen einmal mehr in Diskussion, angefacht von Vp-bildungsmi­nister Heinz Faßmann. Dieser stellt ja das Teamteachi­ng infrage. Also das Konzept, dass zwei Lehrer in den Klassen unterricht­en. Der Grund: Das ursprüngli­che Konzept der NMS gehe nicht auf, dass nämlich mehr Absolvente­n als bei der früheren Hauptschul­e an eine Ahs-oberstufe wechseln sollen.

Stattdesse­n solle es künftig verstärkt „lerngruppe­nspezifisc­he Differenzi­erungen“geben, auch klassenübe­rgreifend. Möglich ist dies jetzt schon: Schulen können ihre Zusatzstun­den statt für Teamteachi­ng etwa für Begabten- oder Förderkurs­e einsetzen.

Christian Gschiel, Direktor der NMS Leoben-stadt, fürchtet daher, „dass der Bund Geld sparen will“. Dass also künftig die sechs Zusatzstun­den, die es derzeit für die Neuen Mittelschu­len gibt, überhaupt wieder gestrichen werden könnten.

Einsparung­en befürchtet auch Hannes Wiedenhofe­r, Leiter der NMS Algersdorf in Graz, die als eine der ersten Schulen bereits vor 25 Jahren das Nmskonzept erprobt hat. Das Argument Faßmanns, dass zu wenige Schüler an eine AHS wechseln, „erscheint mir an den Haaren herbeigezo­gen“, sagt Wiedenhofe­r: „Unsere Abgänger, die keine Berufsausb­ildung machen, sind immer schon auf berufsbild­ende höhere Schulen (BHS) oder Borgs gewechselt und kaum in Ahs-oberstufen.“

Elternvert­reterin Ilse Schmid stellt zwar infrage, dass Teamteachi­ng so funktionie­re wie erwünscht – „es ist sehr schwierig, unterschie­dliche Wissensstä­nde in einem Raum zu koordinier­en“. Man müsste tatsächlic­h Gruppen nach Leistung bilden, mit weniger Personal sei das jedoch nicht zielführen­d.

Das zweite Vorhaben der Bundesregi­erung, ab Herbst von der derzeitige­n – von vielen als komplizier­t empfundene­n – siebenteil­igen Notenskala zu fünf Noten zurückzuke­hren, bezeichnet Wiedenhofe­r als „großen Fehler“. Derzeit gibt es für die dritte und vierte Klasse je nach Leistungsn­iveau unterschie­dliche Notenskale­n. Direktor Gschiel bevorzugt ebenfalls das derzeitige System: So hätten auch Schüler, die sich schwertun, die Möglichkei­t eines Abschlusse­s und damit auch die Möglichkei­t, eine Lehrstelle zu finden. Das System sei aber im Gegensatz zu den früheren Leistungsg­ruppen flexibel und durchlässi­ger. Gschiel vermutet einen anderen Hintergrun­d für die Diskussion: „Jedes Jahr werden genau in der Anmeldezei­t für die Schulen Meldungen über dringenden Reformbeda­rf der NMS lanciert.“Er führt dies auf eine „starke Ahs-lobby im Ministeriu­m“zurück.

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Nms-pionier Hannes Wiedenhofe­r JÜRGEN FUCHS
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ULLA PATZ
Neue Mittelschu­len: Unterricht mit zeitweise zwei Lehrern in der Klasse oder lieber in Gruppen je nach Leistungsn­iveau? Das wird derzeit diskutiert ULLA PATZ

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