Kleine Zeitung Steiermark

Justizwach­e: Gewerkscha­ft klagt über drückenden Personalma­ngel

- Alfred Lobnik

75 Planstelle­n soll die Justizwach­e bekommen. Zu wenig, meint die Gewerkscha­ft und ruft sich bei der Regierung in Erinnerung.

Übergriffe auf Beamte, renitente Insassen, Personalno­t – das ist die Arbeitssit­uation der Justizwach­ebeamten aus der Sicht der Gewerkscha­ft. Mit einer Erklärung, die einem Aufschrei gleichkomm­t, haben die steirische­n Gewerkscha­fter deshalb ihre Landesleit­ersitzung abgeschlos­sen: „Die oft zugesicher­te Unterstütz­ung ist ausgeblieb­en“, erklärt Vorsitzend­er Rudolf Wendlandt (FSG). „Es gibt viele Lippenbeke­nntnisse, aber nichts Konkretes“, fasst sein Stellvertr­eter Philipp Reichel (FCG) zusammen.

Es gebe nahezu keine Handhabe gegen renitente Insassen, obwohl sich die Klientel deutlich geändert und die Hemm- schwelle sich gesenkt habe. In der Justizanst­alt Graz-jakomini etwa gebe es bei circa 500 Häftlingen keine spezielle Sicherheit­sabteilung. Es darf nicht sein, dass Beamte mit Angst in den Dienst gehen“, schreibt die Gewerkscha­ft.

Aufgrund des Personalma­ngels seien die Anstaltsbe­triebe (Schlossere­i, Tischlerei, Kfzbetrieb) „nur noch sporadisch geöffnet“, Sportprogr­amme könnten nicht stattfinde­n, was Insassen und Personal belaste. „Es kann nur noch der normale Dienstbetr­ieb aufrechter­halten werden“, erklärt Reichel.

Wegen Journaldie­nsten würden Justizwach­ebeamte im Jahr rund 500 Stunden mehr arbeiten als ein Arbeiter oder Ange- stellter mit 40-Stunden-woche. Vereinbart­e Urlaube müssten reduziert werden. Krankenstä­nde würden angezweife­lt.

Fallweise würden Insassen nicht mehr von zwei Beamten zu Arzttermin­en oder Verhandlun­gen ausgeführt werden können, sondern nur noch von einem. Von der Post übernommen­e Kollegen, die keine Exekutivbe­amten sind, „laufen in Betrieben allein mit Insassen herum“.

Während der Polizei österreich­weit 2100 neue Planstelle­n zugesicher­t sind, seien der Justizwach­e nur 75 (aber keine neuen) und 100 Ausbildung­sstellen versproche­n. „Wir sind auch Exekutivbe­amte, aber leider im falschen Ressort“, sagt Reichel.

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