Ein Kapitalverbrechen im Dienst der Kultur
Nikolaus Habjan und Karl Böhm als Komplizen.
Ganz heimlich, still und leise ist der Diebstahl nicht vonstatten gegangen: Seit ein paar Tagen ist der Marmorsockel mit der Büste von Karl Böhm (1894– 1981), ein Werk des Schweizer Bildhauers Nicolai Tregor, in der Oper leer. Die Hintergründe des „Kapital-verbrechens“können wir aber auch ohne Polizei aufklären: Gestohlen hat den Kopf nämlich Karl Böhm selbst. Den weltberühmten Grazer Dirigenten hat Puppenspielerstar Nikolaus Habjan im Auftrag des Schauspielhauses wieder zum Leben erweckt, und zwar für die die Produktion „Böhm“, die am 22. März Premiere feiern wird. Und dafür hat sich der Dirigent gemeinsam mit seinem Komplizen Habjan den Bronzekopf als Requisite „ausgeborgt“. Der Diebstahl ist sogar per Video dokumentiert: Der Trailer (Regie: Michael Martinelli) wird in Kürze für das Stück werben. arum gerade Böhm? „Er hat eine äußerst spannende Biografie, die für die Nazizeit beispielhaft ist“, sagt Habjan: „Im Gegensatz zu Salzburg setzt sich Graz so gut wie gar nicht kritisch mit ihm auseinander. Dabei hätte er seine Karriere nicht machen können, wenn er sich nicht in den Dienst der Ns-propaganda gestellt hätte.“m Stück von Paulus Hochgatterer ist der Protagonist ein dementer alter Mann, der sagt, eben nicht Karl Böhm zu sein. Auf der Bühne beschimpft sich Habjan als Böhm und dessen Pfleger dann selbst. „Ich bin nicht von hier, und das hält er mir dauernd vor.“