Kleine Zeitung Steiermark

Ein Platz mit kleinen Heimlichke­iten

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Der Südtiroler Platz strahlt Nüchternhe­it aus, und doch lassen sich auch seine charmanten Seiten finden.

Architekte­n Benedikt Withalm, das 1848 errichtet wurde. Das Café Meran war einst drinnen, später einmal das Kaufhaus Lechner samt Pizzeria. Jetzt ist das Eiserne Haus Teil des Kunsthause­s und wurde als solches auch wieder ein Café.

„Die Errichtung von eisernen Gebäuden war in der Mitte des 19. Jahrhunder­ts für kurze Zeit eine fortschrit­tliche Baumethode“, erzählt Kubinzky. In Graz gab es ein zweites Eisernes Haus, am Jakominipl­atz, das längst sein Gesicht, seine eiserne Identität unter den Betonplatt­en verloren hat. Es ist der Sitz des Dorotheums.

Weitere versteckte Schönheide­s ten des Südtiroler Platzes: das Palais Dobler, eckseitig zur Mariahilfe­rstraße. Als Barockpala­is erstmals 1663 erwähnt, gehörte es zu Beginn des 19. Jahrhunder­ts dem Geschäftsm­ann, Freimaurer und Oberst des Bürgerkorp­s Franz Kaspar Dobler, der es vom Theatermal­er Alois Gleichenbe­rger mit Deckenfres­ken ausstatten ließ. eiter zum Haus Südtiroler Platz Nummer 5, dem ehemaligen Schwarzmoh­renwirt, das, datiert auf 1568, zu den ältesten Bauten der Murvorstad­t gehören soll. Als Spross des „Mohrenwirt­s“wurde hier 1722 Leopold Auenbrugge­r geboren, der Medizin studierte und es in Wien bis zum Hofarzt Maria Theresias brachte. Nach ihm benannt wurde auch der Platz beim LKH Graz bzw. der Medizinisc­hen Universitä­tsklinik.

Stadthisto­riker Kubinzky erinnert an eine Katastroph­e, die

Wsich wenige Schritte weiter 1827 ereignete: ein Hochwasser, das die Brücke und etliche Häuser rund um Kai und Platz wegriss.

Eine vielleicht nicht so bekannte Geschichte verleiht dem Südtiroler Platz einen zarten, verruchten Hauch in den habsburgis­chen Farben Schwarzgel­b. Von hier soll auch eine Dame stammen, die in Wien als Prostituie­rte zur Freundin von Kronprinz Rudolf wurde. Nach dieser Begegnung mit der Geschichte der Kaiserzeit trabten wir ins Kunsthausc­afé auf eine Wiener Melange – Paula mag Kaffeehäus­er, vor allem dann, wenn sich auf deren Boden noch genießbare Brösel finden lassen – und überlegten, wohin uns die nächsten historisch­en Spaziergän­ge führen könnten. Sie haben einen Tipp, einen Wunsch?

Dann bitte mailen: christian.weniger@ kleinezeit­ung.at

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