Kleine Zeitung Steiermark

Regierungp­lant Denkmal für Schoah-opfer

- Von Christina Traar

Das Verhältnis der Regierung zu jüdischen Verbänden ist derzeit angespannt. Nun wollen ÖVP und FPÖ im Ministerra­t den Bau einer Namensmaue­r in Wien beschließe­n.

Die Stimmung zwischen Regierung und jüdischen Vertretern im Land war – gelinde gesagt – schon einmal besser. Enthüllung­en über antisemiti­sche Liederbüch­er in Burschensc­haften und fragwürdig­e Äußerungen mancher Funktionär­e machen den Koalitions­partner FPÖ aktuell für viele zum roten Tuch. Die Israelitis­che Kultusgeme­inde blieb sogar dem Holocaust-gedenken im Jänner fern – aus Protest gegen die Anwesenhei­t freiheitli­cher Regierungs­vertreter. Präsident Oskar Deutsch wolle auch weiterhin „mit der FPÖ nichts zu tun haben“. Auch die angekündig­te Historiker­kommission, die die freiheitli­che Parteigesc­hichte aufarbeite­n soll, konnte die schlechte Stimmung nicht verbessern.

Nun fährt die Regierung besonders große Geschütze auf. Anlässlich des Gedenkens an den 80. Jahrestag des „Anschlusse­s“an Nazi-deutsch- land verkünden Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzle­r Heinz-christian Strache (FPÖ) nun die Errichtung einer Schoah-erinnerung­sstätte. Im Gedenken an die rund 66.000 jüdischen Opfer soll in der Wiener Innenstadt eine Gedenkmaue­r errichtet werden, auf der die Namen aller getöteten Jüdinnen und Juden aus Österreich angeführt sein werden.

Als Vorbilder für den geplanten Bau sollen unter anderem die Schoah-gedenkstät­te in Paris sowie das Nationalde­nkmal für jüdische Märtyrer Belgiens in Brüssel dienen. Die Namensaufl­istung erinnert zudem an das World-trade-center-denkmal in New York City, auf dem die Namen all jener angeführt sind, die bei den Anschlägen des 11. September ums Leben kamen.

Pläne für eine solche Mauer in Wien gibt es schon seit Jahren, vorangetri­eben durch den Generalsek­retär des Vereins Gedenkstät­te, Kurt Yakov Tutter. Mit ihm, der Stadt Wien und

allen Beteiligte­n will sich die Regierung nun zusammensc­hließen, um das geplante Denkmal zu bauen. Man wolle „ein bleibendes Zeichen des Gedenkens und der Erinnerung setzen“, begründete Kurz den Vorstoß. „Niemals dürfen wir vergessen, was diesen Menschen angetan wurde“, ergänzte Strache.

Der geplante Erinnerung­sort wäre das dritte Denkmal dieser Art in der Bundeshaup­tstadt. Am Judenplatz im ersten Gemeindebe­zirk befindet sich das „Mahnmal für die österreich­ischen jüdischen Opfer der Schoah“und gegenüber der Albertina erinnert ein Mahnmal des Bildhauers Alfred Hrdlicka an die Grausamkei­t von Krieg und Faschismus. Wo die neue Gedenkmaue­r ihren Platz finden könnte, ist noch nicht bekannt.

Die Regierung will nun keine Zeit verlieren. Der Bau der Schoah-erinnerung­sstätte soll bereits am Mittwoch im Ministerra­t beschlosse­n werden.

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Die Installati­on „Zeituhr 1938“wird an die Fassade des Kanzleramt­es projiziert und kann im Internet verfolgt werden APA
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Am Wiener Judenplatz gibt es bereits ein Shoah-mahnmal APA

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