Letzte Chance für Wiener
Am Mittwoch startet Experten-workshop, bis zum Herbst soll über das Heumarktprojekt entschieden sein, so der Kulturminister. Unesco zeigt sich über „ernsthafte Absicht“erfreut.
Was bisher nur zweimal geschah – beim Oryxantilopen-schutzgebiet im Oman 2007 und 2009 bei der Kulturlandschaft des Dresdener Elbtals – droht bekanntlich jetzt dem historischen Zentrum von Wien. Es geht um die Aberkennung des Titels Weltkulturerbe durch die Unesco. Und Grund dafür ist das Bauprojekt am Heumarkt mit seinem umstrittenen Hochhaus.
Mit seiner geplanten Höhe von 66 Metern würde das Gebäude das Innenstadt-ensemble maßgeblich beeinträchtigen, erklärte das Welterbe-komitee der Unesco (Organisation der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenschaft und Kultur) und droht mit der Entziehung der Auszeichnung zum Weltkulturerbe. Das passiert, wenn der „außergewöhnliche universelle Wert“nachhaltig beschädigt oder zerstört wurde. Seit Juli des Vorjahres findet sich die historische Wiener Innenstadt damit auf der Roten Liste der Unesco, könnte die wichtige Auszeichnung noch heuer verlieren. Doch jetzt scheint eine Trendwende in Sicht zu sein. „Erstmals gibt es ein Bekenntnis der Republik Österreich zur Einhaltung ihrer rechtlichen Verpflichtung, das Welterbe Wien zu schützen“, freut sich Gabriele Eschig, Generalsekretärin der Unesco Österreich. Und Mechthild Rössler, Direktorin des Welterbezentrums, bekräftigt in einem Brief an das Bundeskanzleramt, dass es endlich „die ernsthafte Absicht“gebe, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.
Das Lob der Unesco gehört den vorgeschlagenen Schritten der Bundesregierung – einem Experten-workshop für historische und zeitgenössische Stadtplanung, einer Veröffentlichung und Übersendung dessen Ergebnisses an die Unesco und schließlich einem Kontrollbesuch von Unesco-vertretern im Frühherbst in Wien. „Damit
Wien wieder von der Roten Liste gestrichen wird“, so Kulturminister Gernot Blümel (ÖVP). Er hatte bereits im Februar betont, er werde alles in seiner Macht Stehende tun, um Wien den Titel doch zu erhalten.
Baubeginn für das Projekt Heumarkt soll übrigens 2020 sein. Auf dem Gelände neben dem Wiener Konzerthaus werden dann ein Wohn- und ein Hotel- gebäude – der Turm sollte ursprünglich gar 73 Meter hoch werden –, Kultur- und Sportbüros, Sporteinrichtungen und ein Kongresszentrum errichtet. Die Eröffnung ist für 2023 geplant, der Projektbetreiber Wertinvest spricht von einem „neuen Treffpunkt der Stadt“mit einem frei zugänglichen Erlebnisraum für die Bevölkerung – im Winter als Eislaufplatz, sonst als „neuer Pausenraum“für Wien.