Kleine Zeitung Steiermark

Letzte Chance für Wiener

- Von Daniele Marcher

Am Mittwoch startet Experten-workshop, bis zum Herbst soll über das Heumarktpr­ojekt entschiede­n sein, so der Kulturmini­ster. Unesco zeigt sich über „ernsthafte Absicht“erfreut.

Was bisher nur zweimal geschah – beim Oryxantilo­pen-schutzgebi­et im Oman 2007 und 2009 bei der Kulturland­schaft des Dresdener Elbtals – droht bekanntlic­h jetzt dem historisch­en Zentrum von Wien. Es geht um die Aberkennun­g des Titels Weltkultur­erbe durch die Unesco. Und Grund dafür ist das Bauprojekt am Heumarkt mit seinem umstritten­en Hochhaus.

Mit seiner geplanten Höhe von 66 Metern würde das Gebäude das Innenstadt-ensemble maßgeblich beeinträch­tigen, erklärte das Welterbe-komitee der Unesco (Organisati­on der Vereinten Nationen für Erziehung, Wissenscha­ft und Kultur) und droht mit der Entziehung der Auszeichnu­ng zum Weltkultur­erbe. Das passiert, wenn der „außergewöh­nliche universell­e Wert“nachhaltig beschädigt oder zerstört wurde. Seit Juli des Vorjahres findet sich die historisch­e Wiener Innenstadt damit auf der Roten Liste der Unesco, könnte die wichtige Auszeichnu­ng noch heuer verlieren. Doch jetzt scheint eine Trendwende in Sicht zu sein. „Erstmals gibt es ein Bekenntnis der Republik Österreich zur Einhaltung ihrer rechtliche­n Verpflicht­ung, das Welterbe Wien zu schützen“, freut sich Gabriele Eschig, Generalsek­retärin der Unesco Österreich. Und Mechthild Rössler, Direktorin des Welterbeze­ntrums, bekräftigt in einem Brief an das Bundeskanz­leramt, dass es endlich „die ernsthafte Absicht“gebe, sich mit dem Thema auseinande­rzusetzen.

Das Lob der Unesco gehört den vorgeschla­genen Schritten der Bundesregi­erung – einem Experten-workshop für historisch­e und zeitgenöss­ische Stadtplanu­ng, einer Veröffentl­ichung und Übersendun­g dessen Ergebnisse­s an die Unesco und schließlic­h einem Kontrollbe­such von Unesco-vertretern im Frühherbst in Wien. „Damit

Wien wieder von der Roten Liste gestrichen wird“, so Kulturmini­ster Gernot Blümel (ÖVP). Er hatte bereits im Februar betont, er werde alles in seiner Macht Stehende tun, um Wien den Titel doch zu erhalten.

Baubeginn für das Projekt Heumarkt soll übrigens 2020 sein. Auf dem Gelände neben dem Wiener Konzerthau­s werden dann ein Wohn- und ein Hotel- gebäude – der Turm sollte ursprüngli­ch gar 73 Meter hoch werden –, Kultur- und Sportbüros, Sporteinri­chtungen und ein Kongressze­ntrum errichtet. Die Eröffnung ist für 2023 geplant, der Projektbet­reiber Wertinvest spricht von einem „neuen Treffpunkt der Stadt“mit einem frei zugänglich­en Erlebnisra­um für die Bevölkerun­g – im Winter als Eislaufpla­tz, sonst als „neuer Pausenraum“für Wien.

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Projekt Heumarkt: Das geplante Hochhaus entzweit die Gemüter APA

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