Nach Messerattacke: Ohne Anwalt vor Richter
Über afghanischen Asylwerber wurde wegen Mordversuchs formell die U-haft verhängt.
Seit Freitagnacht sitzt Jafar S. in der Justizanstalt Wienleopoldstadt, gestern verhängte das Landesgericht für Strafsachen über ihn die Untersuchungshaft – wie es bei derart schweren Anklagen üblich ist. Immerhin wird wegen vierfachen versuchten Mordes ermit- telt. Bei der Befragung durch den Journalrichter hatte der 23jährige Asylwerber aus Afghanistan noch keinen Anwalt mit dabei. Im Hinblick darauf gab sich das Landesgericht aber bedeckt. „Informationen zu Angaben, die der Verdächtige vor dem Journalrichter gemacht
hat, sind nicht möglich“, erklärte Gerichtssprecherin Christina Salzborn gestern.
Der Beschuldigte landet damit ein weiteres Mal in einer Justizanstalt. Er war im Dezember vergangenen Jahres aus einer mehrmonatigen Strafhaft – in der Justizanstalt Klagenfurt – entlassen worden, die er nach einer Verurteilung wegen Drogenhandels im August 2017 verbüßte. Im Jahr davor war er ebenfalls wegen Drogenhandels schuldig gesprochen worden und mit einer bedingten Haftstrafe davongekommen.
Offen ist noch die Frage, warum der 2015 über Ungarn als Flüchtling nach Österreich ge- kommene Mann im Dezember praktisch untertauchen konnte und nicht in Abschiebehaft kam. Die Polizei selbst habe weder Einfluss auf eine Haftentlassung noch auf ein Asylverfahren, das sei Sache der Justiz bzw. des Asylamts, erklärte Polizeisprecher Harald Sörös.