„Kirche sein heißt für andere da sein“
Der neu gewählte Superintendent Wolfgang Rehner über naive Hoffnung, Herausforderungen und Heimat.
Sie sind der künftige evangelische Superintendent der Steiermark. Wie würden Sie das einem Fremden auf der Straße erklären?
WOLFGANG REHNER: Dass ich künftig Bischof einer bestimmten Region bin, in meinem Fall der Steiermark.
Wie lange haben Sie überlegt, ob Sie sich für das Amt bewerben?
Die ersten Anfragen sind vor gut einem halben Jahr gekommen. Da hat ein langer Geumfeld sprächsprozess mit meiner Familie begonnen. Als mich Bischof Bünker offiziell gefragt hat, war die Entscheidung innerlich schon gefallen: Ja, ich möchte den Weg versuchen.
Welche Eigenschaften bringen Sie in das Amt ein?
Ich fange bei meiner Person an: Ich habe Halt und ich habe Hoffnung. Die sind nicht in mir selbst begründet, sondern im Evangelium. Das ist die Grundvoraussetzung. Wichtig ist mir auch, dass ich mich mit meinem offen austauschen und Leitungsfunktionen erfüllen kann, etwa das Formulieren von Zielen oder das Anstoßen von Prozessen.
Provokant gefragt: Ist es bei den sinkenden Mitgliederzahlen nicht naiv, Hoffnung zu haben?
Da bin ich gerne naiv und habe Hoffnung. Ich bin davon überzeugt, dass die Relevanz von Kirche nicht dort deutlich wird,
wo wir Kurvendiagramme verfolgen, sondern dass sie dort sichtbar wird, wo man mit anderen für andere da ist.
Was sind die großen Herausforderungen in der Steiermark?
Die Frage: Was passiert, wenn der konfessionelle Religionsunterricht an den staatlichen Schulen nicht mehr administrierbar ist? Der Nachwuchs an Pfarrerinnen und Pfarrern. Die Regionalisierung: Wir haben viele kleine Pfarrgemeinden, die selbstständig sind, künftig aber geistliche Dienste teilen müssen – das muss mit der Organisation gut unter einen Hut gebracht werden. Was die Grazer Gemeinden betrifft, geht es um ihr jeweiliges Profil und eine passende Organisationsform.
Sie sind in Rumänien geboren, sind Pfarrer in Salzburg und kommen nun zurück in die Steiermark. Was ist für Sie Heimat?
Den Heimatbegriff verbinde ich nicht mit einem konkreten Ort. Ich bin an vielen Orten zu Hause. Wenn ich etwa in meine Heimatstadt Sibiu/hermannstadt fahre, wo meine Eltern noch leben, fahre ich nach Hause. Wenn ich nach Österreich zurückkehre, fahre ich auch wieder nach Hause. Die evangelische Kirche ist geistige Heimat für mich.
Sie haben bei Ihrer Vorstellung erzählt, dass Sie jeden Tag in der Bibel lesen. Was ist Ihre Lieblingsstelle?
Ein Vers aus dem ersten Buch Samuel: Ein Mensch sieht, was vor Augen ist; der Herr aber sieht das Herz an.