„Gespräche, die extrem schwierig sind“
Post-generaldirektor Georg Pölzl will bereits Mitte des Jahres einen neuen Bankpartner präsentieren. Die Situation um die Aras-beteiligung in der Türkei bleibt verfahren.
Die Bawag kann es anscheinend gar nicht mehr erwarten, von der Post wegzukommen. Wie bewerten Sie diese beschleunigte Flucht? GEORG PÖLZL: Nachdem klar wurde, dass sich die Bawag von uns entfernt und auch das Service in bestehenden Filialen ausgedünnt hat, ist es ja kein Geheimnis, dass wir schon Mitte letzten Jahres mit der Partnersuche begonnen haben. Wir haben an rund 40 potenzielle Interessenten Unterlagen verschickt und unsere Vorstellungen bekannt gegeben.
Die Bawag löst sich per Einmalzahlung über 110 Millionen Euro von der Post. Wie geht die Trennung konkret über die Bühne?
Wir konnten für beide Seiten einen guten Deal schließen, der nun eben die Trennung auf 2019 vorzieht. Das jährliche Geschäftsvolumen lag bei 50 bis 60 Millionen Euro Umsatz. Im zweiten Halbjahr 2019 wird es spürbar zu dieser Entflechtung kommen. Das ist im Interesse beider Seiten.
Sie sehen sich also nicht als Scheidungsopfer?
Nein. Es geht darum, aus einem Trend das Beste zu machen. Ich kann nachvollziehen, was die Bawag vorhat, die für ihre Services unsere Filialoberfläche nicht mehr benötigt. Ich bin aber davon überzeugt, dass wir mit genau dieser Serviceoberfläche gute Geschäftschancen haben und wir werden auf dieser Basis Partner finden.
Wie viele konkrete Interessenten gibt es jetzt?
Wir haben einige konkrete Interessenten und mit einem werden wir hoffentlich eine gute Lösung finden. Ich gehe davon aus, dass wir in den nächsten Monaten unsere neue Lösung bekannt geben können.
Noch im ersten Halbjahr?
Ich nehme an, so rund um die Jahresmitte.
Ist damit die Idee vom Tisch, dass die Post selbst eine Banklizenz beantragt?
Wir werden es nicht ohne Partner machen, wir brauchen Bank-know-how. Außerdem gibt’s genug Banken, die das mit uns gemeinsam machen wollen.
Wie entwickelt sich Zahl der Post-filialen?
Als ich am 1. Oktober 2009 bei der Post angefangen habe, gab es Filialen, der Großteil davon war eigengeführt. Heute haben wir 1800, davon sind rund 1350 Post-partner. 75 Filialen sind von der Bawag, die werden wir dann verlieren, aber teilweise durch Neueröffnungen ersetzen und teilweise über Post-partner. Unser Ziel ist es, die Filialzahl konstant bei 1800 zu halten.
Geht der Personalabbau in Österreich weiter?
Im Restrukturierungsmodus, der die letzten Jahre dominiert hat, haben wir netto schon jeweils 500 bis 800 Mitarbeiter pro Jahr abgebaut. Jetzt sind wir eher in einem Umkehrschwung. Wir werden heuer ein Jahr erleben, wo der Abbau in der Gesamtpersonalzahl nicht spürbar werden wird. Der natürliche Abgang im Bereich der beamteten Mitarbeiter geht weiter, daher müssen wir vermehrt neue Mitarbeiter einstellen. Wir brauchen qualitativ guten Nachwuchs. Das Image hat sich in den letzten Jahren schon deutlich gewandelt. Wir gelten in der Zwischenzeit als innovativ.
Wie hoch ist der Anteil der Post-beamten überhaupt noch?
Rund 35 Prozent. 2009 waren es noch mehr als 50 Prozent.
Wie bewerten Sie die bisherige Entwicklung der neuen Bundesregierung? In den ersten Wochen gab es ja hohen Wellengang. Als Segler habe ich überhaupt kein Problem mit Sturm und hohem Wellengang (lacht). Aber im Ernst, ich denke, dass man den handelnden Personen jetzt auch einmal Zeit einräumen muss. Ich habe schon das Gefühl, dass sich nach den Jahren, ja den Jahrzehnten des Stillstands, etwas bewegt.
In einigen staatlichen bzw. teilstaatlichen Betrieben wurde ordentlich umgerührt. Ist so etwas auch bei der Post zu erwarten?
Zum Leben eines Managers gehört, dass man sich den Eigentümer in der Regel nicht aussuchen kann, ich bin mit dem Staat als Mehrheitseigentümer aber glücklich. Dass auch in der letzten Legislaturperiode nicht alle Entscheidungen, etwa rund um die Staatsholding Öbib, glücklich waren, ist auch kein Geheimnis. Dass man versucht, das jetzt wieder zurechtzurücken, finde ich in Ordnung.
Gibt es rund um die Öbib Dinge, die Ihnen ein Anliegen wären?
Nein. Wir haben immer einen guten und professionellen Auf1354
sichtsrat gehabt, das ist für mich entscheidend. Sonst wäre die Entwicklung der Post in dieser Form auch nicht möglich gewesen, wenn es da nicht eine gute Kooperation zwischen Eigentümervertretern, Aufsichtsrat und Management gegeben hätte.
Auf welche Mobilitätstrends setzt die Post in der Zustellung?
Autonomes Fahren und alternative Antriebe sind für uns sehr wichtig. Wir testen demnächst auch das erste Wasserstoffauto und haben mit 1500 Fahrzeugen die größte Elektroflotte.
Die Post hat die umstrittene Kryptowährung Bitcoin im Angebot. Dafür gibt es auch Kritik.
Die Post verkauft auch Rubbellose, da regt sich auch keiner auf. Aber wir verkaufen keine Bitcoin, sondern Voucher für Kryptowährungen. Das hat für uns auch keine große wirtschaftliche Bedeutung, aber wir probieren im Angebot immer wieder Zusatzleistungen aus. Ich denke, den Leuten ist auch klar, dass digitale Währungen auch ein spekulatives Element haben.
Gibt es Neuigkeiten rund um die Streitigkeiten mit dem türkischen Paketdienstleister Aras
Kargo, bei dem Sie die Post-anteile ja von 25 auf 75 Prozent aufstocken wollen?
Die Firma entwickelt sich gut. Es gibt immer wieder Gespräche, um eine Lösung zu finden.
Also abseits von laufenden rechtlichen Auseinandersetzungen vor dem Schiedsgericht ...
… parallel dazu, ja. Neben dem Schiedsgerichtsverfahren und den anderen rechtlichen Auseinandersetzungen laufen immer noch Gespräche, die aber extrem schwierig sind.
Trübt so ein Verfahren das Gesprächsklima nicht dramatisch?
Ja, das ist so. Wir sehen uns aber in einer Rechtsposition, dass wir das über diesen Weg durchsetzen können und müssen.
Spüren Sie da das angespannte politische Verhältnis zwischen Österreich und der Türkei?
Nein, überhaupt nicht. Das hat auf unser Verhältnis zu den türkischen Behörden keine negativen Auswirkungen gehabt. Die Behörden, das ist mein Eindruck, haben das Interesse zu beweisen, dass sie auch ausländische Unternehmen unterstützen, die berechtigte Interessen durchsetzen wollen.