Uni-bonus für Gang ins Wahllokal
Mit deutlicher Mehrheit wurde Wladimir Putin gestern für eine vierte Amtszeit gewählt. Aus dem ganzen Land wurden allerdings zahllose Unregelmäßigkeiten gemeldet.
Vor dem Urnengang waren sich keineswegs alle Russen ihrer Stimme sicher. „Ich überlege noch“, sagte die Hausfrau Swetlana, die in der Mittelschule Nummer 16 in Odinzowo, einer Moskauer Vorstadt, vor einer Stellwand mit Angaben zu den acht Kandidaten stand. Nicht Putin? „Nein, auf jeden Fall jemand anders. Den Jüngsten vielleicht.“Und wer das sei? „Hmm, weiß ich nicht“, ihr Blick rutschte suchend über Texte. „Ich werde für den stimmen, der auf dem zweiten Platz liegt. Können Sie mir sagen, wer das ist?“
Gestern fanden in Russland Präsidentschaftswahlen statt. Amtsinhaber Wladimir Putin, der gegen 9.30 Uhr Ortszeit in Moskau seine Stimme imwahllokal abgab, erklärte gegenüber Journalisten, ihm sei jedes Wahlergebnis recht, das ihm erlaube, seine Pflichten als Präsident weiter auszuüben.
Und trotz solch unentschlossener Wählerinnen wie Swetlana in Odinzowo gewann Wladi- mir Putin glatt. Nach Auszählung erster Teilergebnisse holte der 65-Jährige rund 72 Prozent der Stimmen. Sehr deutlich abgeschlagen landete der kommunistische Kandidat und Großfarmer Pawel Grudinin mit rund 16 Prozent auf dem zweiten Platz. Platz drei gewann der nationalpopulistische Parlamentsveteran Wladimir Schirinowski mit etwa sieben Prozent vor der liberalen Tv-moderatorin Xenia Sobtschak mit 1,5 bis zwei Prozent. Die restlichen vier Kandidaten bekamen jeweils weniger als ein Prozent der Stimmen, darunter der demokratische Dauerkandidat Grigori Jawlinski, Unternehmerombudsmann Boris Titow sowie der Linksnationalist Sergei Baburin und der Kommunist Maxim Suraikin.