Kleine Zeitung Steiermark

„Reparaturm­edizin“mit Placebos

- Harald Gaugg

türkis/schwarz-blauen Regierungs­programm fehlen jegliche Zielvorste­llungen für eine zukünftige Struktur der Gesundheit­sversorgun­g, für eine zukünftige Finanzieru­ng und dem daraus resultiere­nden Nutzen für die Bevölkerun­g. Gesundheit­spolitikoh­nezielvors­tellung ist wie reine „Reparaturm­edizin“mit Placebos.

Ein spezielles Kapitel wird der Reform der Sozialvers­icherung gewidmet. Jeder weiß, dass das derzeitige Systemmit 21 Kassen nicht sinnvoll ist. Die Frage muss jedoch sein: Was ist für die Bevölkerun­g am derzeitige­n System nicht befriedige­nd? Das ist zweifelsoh­ne das unterschie­dliche Leistungsa­ngebot bei gleicher Beitragsle­istung. Die Vereinheit­lichung der Leistungen wäre dringend notwendig, allerdings nicht nur innerhalb der Gebietskra­nkenkassen, sondern über alle Krankenkas­sen hinweg. Das Regierungs­programm sieht aber eine Trennung zwischen „armen“und „reichen“Kassen, zwischen schlechten und guten Risken vor. Wohin das führt, kannmanan einem kleinen Beispiel darstellen: Derzeit schon bekommt ein Versichert­er dergebiets­krankenkas­se grundsätzl­ich sieben, ein Versichert­er einer „reichen“Krankenkas­se aber zehn Einheiten Physiother­apie verordnet. In Zukunft würden sich solche Ungleichhe­iten auf alle Versorgung­sbereiche ausdehnen wie z. B. teuremedik­amente und aufwendige Therapien nur für Versichert­e von „reichen“Krankenkas­sen.

Es darf an dieser Stelle daran erinnert werden, dass es sich bei der österreich­ischen Sozialvers­icherung um eine Solidarver­sicherung handelt, deren wesentlich­es Prinzip der Risikoausg­leich ist. Das Ziel kann daher nur diezusamme­nlegung aller Kassen mit regionalen Serviceste­llen für die Versichert­en sein.

vorgeschla­gene Lösung einer einheitlic­hen österreich­ischen (Gebiets-) Krankenkas­se unter Berücksich­tigung der finanziell­en Interessen der Bundesländ­er ist darüber hinaus ein Treppenwit­z der Geschichte. Das bedeutet nämlich, dass eine zusätzlich­everwaltun­gsebene eingeführt wird. Herr Bundesmini­stermoser hat hier anscheinen­d nicht aufgepasst.

war Chef des Gesundheit­sfonds

Die vorgeschla­gene Lösung einer einheitlic­hen österreich­ischen Gebietskra­nkenkasse ist ein Treppenwit­z der Geschichte.

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