Kleine Zeitung Steiermark

Osterputz für die Gehirnwind­ungen

- Von Susanne Rakowitz

Die Metal-maschine zündet wieder und sorgt für ordentlich Kopfschütt­eln: Metallica laden am Samstag zum Konzert in die Wiener Stadthalle.

Manchmal zeigen einem die Preise, die man bekommt, wie sehr man in der Mitte der Gesellscha­ft angekommen ist: Im Fall von Metallica ist es kein geringerer als der mit über 100.000 Euro dotierte schwedisch­epolarprei­s, den die Us-metalband im Juni verliehen erhält. Die Begründung: „Seit Wagners Gefühlsauf­ruhr und Tschaikows­kys Kanonen hat niemand mehr eine Musik geschaffen, die so körperlich und wütend und doch so zugänglich ist.“

Worte in dieser Tonlage hört wohl jede Band gern. Noch mehr, wenn man sich einer Musikricht­ung verschrieb­en hat, die weit über ihre Anfangsjah­re hinaus genau eben von jener Mitte der Gesellscha­ft abfälliges Schulterzu­cken und Unverständ­nis erfuhr.

Für ihre Fans hingegen heißt der lebenslang­e Treueschwu­r nach wie vor „Kill ’Em All“– Titel des 1983 erschienen­en Debütalbum­s der Band, die zwei Jahre zuvor von James Hetfield und Lars Ulrich in Los Angeles gegründet wurde. Damals war Heavy Metal ja nicht zwingend Standardmu­sik. Man muss jetzt nicht unbedingt Mephisto heraufbesc­hwören, aber einfach hatte man es als Metal-fan in den 1980ern nicht unbedingt. Metallica öffneten ihren Fans einen musikalisc­hen Heimathafe­n. Die Wohlfühl-parole oder, um mit Goethe zu sprechen: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich sein.“

„Seek & Destroy“, „Master of Puppets“, „Enter Sandman“: Etliche Klassiker später ist Metallica selbst zur Unterhaltu­ngsmaschin­e aufgestieg­en: gigantisch­e Stadien, riesige Festivals, mehr als 110 Millionen verkaufte Alben. Doch der Mainstream hat es nie ganz geschafft, der Band alle Ecken und Kanten abzuschlei­fen. So ist auch die aktuelle Platte „Hardwired ... To Self-destruct“dunkel, düster und rotzig. Mit der gleichen Dynamik absolviere­n die Herren ihre Konzerte. Böse Stimmen behaupten, dass sie durch den Abend fegen, als wäre der Teufel hinter ihnen her. Dass das Quartett auch schon über dem 50er-schnitt ist, mag keine Bremse sein. Vielleicht liegt es daran, dass die beiden Bandgründe­r so gar nicht im Gleichschr­itt unterwegs sind: Während der passionier­te Jägerhetfi­eld die rauenatur incolorado sucht, taucht Lars Ulrich lieber in die Tech-szene der San Francisco Bay Area ein. Gleichklan­g wird ohnehin überbewert­et.

Newspapers in German

Newspapers from Austria