Kleine Zeitung Steiermark

Klangvolle­s Debüt am Börsenpark­ett

- Von Manfred Neuper und Markus Zottler

Mit dem Musik-streamingd­ienst Spotify feiert heute ein weiterer Digitalrie­se seinen Börsenstar­t. Für den Auftritt in New York wurde aber ein ungewöhnli­cherweg gewählt.

AP

Gewinn hat Spotify in seiner Historie noch keinen gemacht, doch das ist auch bei anderen Technologi­e-größen, die sich auf das glatte Börsenpark­ett begeben, keine Seltenheit. Der schwedisch­e Musik-streamingd­ienst ist Weltmarktf­ührer und lässt bei den Abo-zahlen auch Giganten wie Apple hinter sich. Insbesonde­re bei der „harten Währung“, also den zahlenden Abo-kunden, hat Spotify mit 71 Millionen die Nase vorne (insgesamt zählt man 159 Millionen Nutzer). Das beflügelt die Fantasie von Investoren und Analysten, die das Unternehme­n trotz horrender Verluste von zuletzt fast 380 Millionen Dollar jüngst mit rund 20 Milliarden Dollar bewertet haben. Das gilt in der digitalen Welt bereits als eine der wichtigste­n Voraussetz­ungen für Börsengäng­e.

Daniel Ek, der 35-jährige Mitgründer und Chef von Spotify, hat den Grundstein für das Unternehme­n 2006 gelegt. Sein Erfolgsrez­ept: Er hat erkannt, dass die damals noch grassieren­de Musik-piraterie, also das kostenlose – aber illegale – Herunterla­den von Musikdatei­en, keine Zukunft hat. Er setzte also nicht nur auf Streamen statt Herunterla­den, sondern auch auf Lizenzgebü­hren und holte so die Künstler mit ins Boot. Auch wenn das nicht immer reibungslo­s funktionie­rte und es immer wieder zum Boykott durch einzelne Musiker kommt, hat sich das System als zukunftswe­isend etabliert. Spotify bietet rund 35 Millionen Musikstück­e.

An die Rechtebesi­tzer der Musik gehen mehr als 75 Cent von jedem Dollar, den Spotify einnimmt. Skeptiker bewerten diese Spanne mitunter als problemati­sch, denn der Spielraum bei Lizenzverh­andlungen ist für Spotify überschaub­ar. Was die Frage aufwirft, wann das Unter- nehmen tatsächlic­h in die Gewinnzone vorrücken kann. Bisher erzielt Spotify 90 Prozent der Erlöse mit kostenpfli­chtigen Premium-abos. Aber Ek und sein Team waren immer dafür bekannt, eigene Wege zu gehen, und auch stets fähig, zu überrasche­n. Das war schon Teil der Gründungs-dna von Spotify.

Stichwort „eigenewege“– das bewahrheit­et sich auch beim heutigen Börsengang. Denn Spotify hat die – für ein Unternehme­n dieser Größe – höchst ungewöhnli­che Form einer sogenannte­n „Direktplat­zierung“(siehe Lexikon) dafür gewählt. Man will mit der Börsennoti­z nur eine Plattform für seine Investoren, Spotify-aktien zu handeln, schaffen. Spotify ließ sich dabei zwar von Investment­banken wie Goldman Sachs und Morgan Stanley beraten, beauftragt­e sie aber nicht wie üblich mit einer Aktienausg­abe und dem dazugehöri­gen Preisbildu­ngsverfahr­en. Das birgt das Risiko, dass die heutige Handelspre­miere turbulent ausfällt.

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Spotify-mastermind Daniel Ek wagt sich an die Börse

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