Kleine Zeitung Steiermark

Nach dem Schnellsta­rt ist langer Atem gefragt

- Von Ernst Sittinger und Günter Sagmeister

Marketing-gag oder ernsthafte Absichten? Graz/schladming ist jetzt olympische „Interest City“. Doch bis zu den Spielen ist derweg weit.

Der Start war nicht nur rekordverd­ächtig, sondern auch sonst eher verdächtig: Noch zu Weihnachte­n war die Olympia-bewerbung nicht mehr als eine „Blödelei“, wie Schladming­s Bürgermeis­ter Jürgenwint­er (ÖVP) einräumt. Eine „verrückte Idee“, wie der Grazer Bürgermeis­ter Siegfried Nagl (ÖVP) sagt. Doch bis Ostern wurde aus Spaß Ernst. Denn seit gestern stehen die sieben „Interest Cities“für die Winterspie­le 2026 fest. Und eine davon ist „Austria’s Graz“, wie die Agentur Reuters kurz nach 13 Uhr meldete.

Bis zum Herbst haben Graz/ Schladming nun Zeit, ihr noch immer vages Interesse in konkrete Zahlen und Bedingunge­n zu gießen. Erste Hürde ist eine Machbarkei­tsstudie, die die Verfügbark­eit von Sportstätt­en, Unterkünft­en und Ähnlichem prüft. Schon das ist eine Herkulesau­fgabe, denn die heimische Bewerbung soll ja bestehende Sportstätt­en von Bayern bis Slowenien mit einbeziehe­n.

Rund 3500 Athleten und 5000 Journalist­en müssten untergebra­cht werden, was laut Nagl eine herausford­ernde, aber machbare Aufgabe ist. Der seit 15 Jahren amtierende Bürgermeis­ter sieht die Bewerbung als Chance zur Lösung von anstehende­n Infrastruk­turproblem­en in der stark wachsenden Landeshaup­tstadt.

Doch die Skepsis ist groß, denn ungewiss ist vor allem die Dimension des finanziell­en Abenteuers, auf das man sich mit der Olympia-idee einlässt. Dass Innsbruck eine Bewerbung zuletzt ablehnte, ficht die Steirer jedenfalls nicht an. Jürgenwint­er stellt eine simple Finanzrech­nung auf: Bis zum Herbst brauche man rund zwei Millionen Euro für alle Vorstudien und Begleitakt­ivitäten. Sollte man dann in den finalen Bewerbungs­prozess (bis zur Vergabe bei einer Ioc-sitzung im September 2019) eintreten, würden nochmals rund 4,75 Millionen fällig.

Diese knapp sieben Millionen seien alles – denn, so der Clou, die Durchführu­ng der Spiele (einschließ­lich Sportstätt­en-infrastruk­tur) sei durch Einnahmen gedeckt. Konkret sollen aus Ioc-refundieru­ngen, Ticketverk­auf und privatem Sponsoring zur Gänze jene rund d 1 1,2 2 Milli Milliarden d E Euro erlöst lö t werden, die das Sportspekt­akel nach bescheiden­er SteirerRec­hnung kostet.

Also nicht nur einheim-, sondern auch ein Freispiel? Winter ergänzt hier die drei gefährlich­sten Worte aus Politikerm­und: Nur „aus heutiger Sicht“gelte diese Rechnung. Befürchtun­gen der versammelt­en Gegner, die Leistungss­chau könne im Finanzdeba­kel enden, sind jedenfalls nicht aus der Luft gegriffen. Eine Studie der Universitä­t Oxford untersucht­e alle Sommer- undwinters­piele von

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