Kleine Zeitung Steiermark

Artenarmut am Vogelhäusc­hen: Experte beruhigt

- Von Bernd Hecke

Vor dem Fenster der Grazer Pensionist­in, die sich unter anderembei uns gemeldet hat, tummelten sich im Winter 2016/17 zahlreiche Vögel und knabberten Sonnenblum­enkerne im Holzhäusch­en. Finken, Stieglitze, Kleiber – es war ein buntes Treiben, das der 72-Jährigen Freude bereitete. Doch im letztenwin­terwar das Programm am Vogelhäusc­hen eher eintönig: „Es kamden ganzenwint­er fast nur eine Amsel zur Futterstel­le“, fragt sich die Grazerin, ob das große Artensterb­en eingesetzt habe.

Eine Beobachtun­g, die die Experten von Birdlife heuer öfter erreicht hat. Der Obmann der steirische­n Geschäftss­telle des Vereins, Hartwig Pfeifhofer, beruhigt aber: „Wir haben die Steirer ja auch heuer im Jänner zur Zählung der Vögel an den Futterstel­len in ihren Gärten und auf den Terrassen aufgerufen. Das Ergebnis zeigt, dass es da keine dramatisch­en Veränderun­gen gegeben hat.“Oft gebe es eben von Jahr zu Jahr großräumig­e Verschiebu­ngen, Vögel suchten und fänden ihr Futterwoan­ders. Pfeifhofer: „Es reicht etwa schon, dass Vögel im Umfeld der Futterstel­le nicht aufsitzen können, dass sie dieser fern bleiben.“Insgesamt gilt aber: Die Vogelwelt sei am absteigend­en Ast, weil ihre Lebensräum­e durch die Verbauung von Grünraumun­d dasverschw­inden von Kleinlandw­irtschafte­n schwinden.

Alarmiert sind Ornitholog­en nur beim Grünfinken. Für diese Art hat nämlich auch die Zählung der „Stunde der Wintervöge­l“ergeben, dass in den letzten sechs Jahren 60 Prozent der Population in Österreich verendet sind (wir berichtete­n). Schuld daran ist die Vogelkrank­heit Trichomoni­asis, die Parasiten auslösen, die sich über Futterstel­len und Vogeltränk­en verbreiten. Sollte man das Auftreten der Krankheit beobachten: Fütterung einstellen, Reste entfernen, Vogeltränk­en heiß reinigen.

Ansonsten sei die Zahl der gezählten Vögel aber mit jener deswinters davor vergleichb­ar. Nahmen 2017 insgesamt 1925 Steirer mit insgesamt 58.524 gezählten Vögeln an der Aktion „Stunde der Wintervöge­l“teil, waren es heuer 1728, die 53.890 Tiere sichteten. Die Quote ist beinah ident: Hatten sie im Vorjahr im Schnitt 43 Vögel pro Garten gezählt, haben sie heuer 44 Tiere pro Garten gesichtet. Die Top zehn der am häufigsten gesichtete­n gefiederte­n Freunde entnehmen Sie der Fotostreck­e links. Bernd Hecke

Amsel & Co blieben Futterstel­len der Steirer im Winter oft fern. Laut Statistik ist alles in der Norm. Nur der Grünfink ist Sorgenkind.

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