Abwärme aus der Brauerei für 800 neue Wohnungen
Brau Union, Kelag und der neue Grazerwohnkomplex Brauquartier realisierten einzigartiges Heizungsprojekt.
Fernwärmerohre
in einem rund 200 Jahre alten Kellergewölbe in der Brauerei Puntigam: „Das ist weltweit einzigartig“, sagt Magne Setnes, Vorstandschef der Brauunion, und stellt sich im engen Gang mit den Chefs der Kelag und der C&P Immobilien AG ins Blitzlicht der Fotografen. Einzigartig ist, dass die Abwärme aus der Brauerei für warmes Wasser und warme Heizkörper in einem der größten Grazerwohnkomplexe sorgt.
Das sogenannte Brauquartier in unmittelbarer Nachbarschaft zur Brauerei wird im Endausbau Mitte 2020 800Wohnungen und 17.000 Quadratmeter Geschäfts- und Büroflächen zählen. C&p-chef Markus Ritter launig: „Wir heizen mit Bier.“Seit Februar wird die Abwärme der Brauerei in die bereits bezogenenwohnungen geleitet.
Die C&P hatte das brach liegende Grundstück nördlich der Brauerei 2012 gekauft und entwickelt. „Wir sind gefragt worden, ob wir deppert sind, weil wir neben der Brauerei und neben einer stark befahrenen Straße Wohnungen bauen wollen“, schildert Ritter. Und fügt hinzu: „Nun sind bereits alle Wohnungen verkauft.“
Auch die Brau Union war am Anfang skeptisch. „Ich dachte, wir müssen eine Mauer bauen, damit sich die Bewohner nicht über uns beschweren“, erklärte Setnes gestern. Doch es kaman- ders. Alsverbindungsglied zwischen Brau Union und Brauquartier fungiert die Kärntner Kelag: Sie nützt die Wärme, die bei dervergärung der Brauwürze entsteht. Dabei müssen die Gärkessel gekühlt werden und die Abwärme verpuffte bisher völlig ungenutzt. Nun wird sie vonwärmepumpen auf nutzbare Temperaturniveaus gehoben und in die Heizungen geleitet. „Die Wärmepumpen sind seit Anfang Februar in Betrieb und laufen einwandfrei, obwohl die technische Konzeption komplex ist“, erklärt Adolfmelcher, Chef der Kelag Wärme Gmbh.
Die Kelag, die im Fernwärmesektor österreichweit aktiv ist, investierte 1,5 Millionen Euro in die Anlage und wird imendausbau 3,8 Millionen Kilowattstunden Wärme pro Jahr in das Brauquartier liefern – Wärme aus einem biochemischen Prozess. „Nachhaltig und nachbarschaftlich“, werben die Projektpartner.
Die Kelag betreibt für die Brau Union übrigens auch die Heizkessel in den steirischen Brauereien Göss und Puntigam. Am Standort werden pro Jahr eine Million Hektoliter Bier hergestellt.
Hannes Gaisch-faustmann