Kleine Zeitung Steiermark

Ein bisschen Punkundpoe­sie für die Freiheit

- Von Julia Schafferho­fer

Im ukrainisch­en Protestwin­ter eroberten sie den Maidan. Nun touren die Dakh Daughters mit ihrem „Freak-cabaret“durch Österreich.

Mit weiß geschminkt­en Gesichtern, roten Lippen, dicken Plüschjack­en und blumigen Kopftücher­n (Oma lässt grüßen!) besetzten sie mit vielen anderen Künstlern, Zivilperso­nen und Aktivisten im proeuropäi­schen Protestwin­ter 2013/14 den Unabhängig­keitsplatz Maidan in Kiew. Die Dakh Daughters, wie sich die sieben Schauspiel­erinnen aus der Ukraine nennen, enterten dort wenige Monate nach ihrer Gründung gleich die große und internatio­nale Bühne. „Manchmal war da keine große Bühne mehr, dann performten wir a cappella auf den Barrikaden“, erzählt Tetiana Havrylyuk.

Mit dem Song „Rozy/donbass“lieferte das Kollektiv, das sich selbst gern als „Freak-cabaret“bezeichnet, eine zornige Revolution­shymne. Das Lied mixt ein Sonett von Shakespear­e mit einem ukrainisch­en Volkslied und der Beat, der die stoische Melodie schneidet, erinnert an ein Schussfeue­rwerk. „Eigentlich hatten wir keine politische Absicht mit diesem Lied. In derkunst passieren solche Dinge.“Dieser Song avancierte mittlerwei­le mit mehr als 1,4 Millionen Klicks zum Youtube-hit.

Auf die Proteste am Maidan folgten der heute fast vergessene bewaffnete Krieg am Don- bass sowie die Annexion der Krim durch Russland. „Persönlich sowie für uns als Kollektiv waren die Proteste am Maidan eine sehr wichtige Zeit“, erinnert sich die Künstlerin. Und: „Wir alle dort wollten die Zukunft unseres Landes verändern, vielleicht sogar die Zukunft der ganzenwelt.“

Und heute – was ist davon geblieben? Havrylyuk überlegt ein bisschen und nennt dann ein visuell starkes Bild: „Am Maidan hängt ein Plakat mit folgender Aufschrift: ,Freedom is our religion‘ und damit ist alles gesagt. Das ist heute unsere Chance. Wir sind dieser Idee von Freiheit näher als vorher, auchwenn es noch ein langer Weg ist. Wir halten mit unserer Kunst an dieser Revolution fest“, sagt sie.

Die Dakh Daughters touren mit ihrem eigenwilli­g schrägen Mix aus Burleske, Folklore, Poesie, Punk, Performanc­e und demokratie­politische­n Botschafte­n längst nicht mehr nur durch die Ukraine, sondern um die ganze Welt. Auf Einladung der ukrainisch­en Botschaft inwien tourt ihr „Freak-cabaret“auch durch Österreich, morgen gastieren die sieben zum ersten Mal in Graz. Im Gepäck: jede Menge extravagan­te Kostüme, mindestens 15 Instrument­e, Ironie und mehr als fünf Sprachen. Dakh Daughters. Morgen, 20 Uhr, Dom im Berg, Graz. Karten:

Tel. (0 316) 8008 9000.

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