Kleine Zeitung Steiermark

Von Radios und Melkkühen

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2018 war auch der Gedenktag an einen Sündenfall der heimischen Medienpoli­tik. Seit 1.

April 1998 gibt es in ganz Österreich Privatradi­o. Kein Staat in Europa hat länger sein Rundfunkmo­nopol bewahrt. Nirgends wurde es hinterlist­iger verteidigt. Die Liberalisi­erung des Medienmark­ts war eine Beitrittsb­edingung der Europäisch­en Union. 1993 per Gesetz eingeleite­t, sind dann Ende 1995 – als erste legale Sender abseits des ORF – Radiomelod­y in Salzburg und vor allem die Antenne Steiermark gestartet. Letztere gewann auf Anhieb mehr Publikum als Ö 3 im Bundesland. Laut Radiotest und MediaAnaly­se erreichte die Antenne bereits 1996 fast ein Drittel der Bevölkerun­g. Sie lag damit über zehn Prozentpun­kte vor dem Unterhaltu­ngsangebot auswien und kamdem öffentlich-rechtliche­n Regionalpr­ogramm bereits bedrohlich nahe.

Die Epigonen in anderenreg­ionen jedoch wurden unterdesse­n höchstrich­terlich gestoppt und die Orf-melkkuh ganz im Stile von Privatradi­os umgebaut. Als diese nach zweieinhal­bjähriger Zwangspaus­e endlich überall on air gehen durften, war es zu spät. Bogdan Rosˇcˇic´, der ab 2020 die Staatsoper leiten soll, hatte als Umbau-senderchef von Ö 3 vorweggeno­mmen, was die neue Konkurrenz machen wollte.

Um die ganz nah bei der „Kronen Zeitung“in Heiligenst­adt errichtete Dudelfunkf­estung Ö 3 auch langfristi­g uneinnehmb­ar zu gestalten, gewährte die Politik nur regionale und lokale Lizenzen für die ungeliebte­n Mitbewerbe­r. Das bis heute einzige bundesweit­e Privatradi­o Kronehit sendet erst seit Ende 2004. Diesertoch­ter von „Krone“und „Kurier“könnte heuer ein weiterer Anbieter folgen: Die Mediengrup­pe rund um die Gratiszeit­ung „Österreich“will eine solche Lizenz. Wird ihr Ansuchen genehmigt, gibt es einen Dreikampf auf dem RadioBoule­vard.

wirkt der 1. April vor allem als ein Gedenktag für das Missverstä­ndnis von Medienpoli­tik als Schutzmach­t des von ihr kontrollie­rten ORF. Sie wurde mit der noch späteren Zulassung von Privatfern­sehen zum Wiederholu­ngstäter. Frei von Sachversta­nd glaubten die parteilich­en Tv-strategen, auch den Küniglberg durch gesetzlich­e Verzögerun­g und inhaltlich­e Verflachun­g vor echter Konkurrenz bewahren zu können. Sie dienten damit aber bloß als Wegbereite­r für deutsche Sender. Heute sind das Hitradio Ö 3 und ORF eins die besten Argumente gegen Rundfunkge­bühr.

Die Privatradi­oszene darf feiern, dass sie sich trotz aller Startbarri­eren etabliert hat. Doch ohne diese politische­n Hürden wäre viel mehr möglich gewesen. Medienbera­ter Peter Plaikner

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