Kleine Zeitung Steiermark

Hausverbot für das Kopftuch

- Von Christina Traar

Mädchen mit Kopftuch in Kindergärt­en und Volksschul­en – geht es nach der Regierung, soll dieses Bild bald der Vergangenh­eit angehören. Im Ministerra­t einigten sich ÖVP und FPÖ auf die Ausarbeitu­ng eines „Kinderschu­tzgesetzes“, das dastragen eines Kopftuchs für Mädchen unter zehn Jahren untersagt. „Eine Verschleie­rung von Kleinkinde­rn ist nichts, was in unserem Land Platz finden sollte“, erklärte Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP). Man müsse „eine Diskrimini­erung in jungen Jahren“verhindern. Dies sei ein notwendige­r Schritt, fügte Vizekanzle­r Heinz-christian Strache (FPÖ) hinzu, der sich am Tag zuvor für ein solches Verbot ausgesproc­hen hatte. „Das ist keine Religionsd­ebatte“, es gehe darum, „eine Parallelge­sellschaft“zu verhindern.

Heinz Faßmann, Frauenmini­sterin Juliane Bogner-strauß (beide ÖVP) und Integratio­nsminister­in Karin Kneissl (FPÖ) werden nun ein entspreche­ndes Gesetz ausarbeite­n. Faßmann kündigte zudem an, ein Rechtsguta­chten in Auftrag geben zu wollen.

Für das Gesetz ist jedoch eine Zweidritte­lmehrheit nötig. Die Regierung muss für das geplante Verbot also die SPÖ oder die Neos ins Boot holen. SPÖ-CHEF Christian Kern zeigte sich gesprächsb­ereit, knüpfte an diese Bereitscha­ft jedoch Bedingunge­n. So solle die Regierung ein umfassende­s „Integratio­nspaket“schnüren und auf die geplanten Kürzungen bei Integratio­nsmaßnahme­n verzichten. „Einzelmaßn­ahmen alleine lösen nur wenig“, erklärte Kern.

Neos-chef Matthias Strolz reagierte zurückhalt­ender, man werde sich den Entwurf „anschauen“. Aber: Ein entspreche­ndes Gesetz dürfe nicht zu Mobbing gegen Kopftuchtr­ägerinnen führen, warnte Strolz. Kurz signalisie­rte imanschlus­s an den Ministerra­t – angesproch­en auf die Spö-forderunge­n – wenig Bereitscha­ft zu Verhandlun­gen: „Wir sehen hier keine große Notwendigk­eit.“Sehr wohl wolle man aber die Islamische Glaubensge­meinschaft (IGGÖ) in die Erarbeitun­g des Gesetzes einbinden.

Doch die IGGÖ will davon nichts wissen. Sie stelle sich „mit aller Entschiede­nheit“gegen das geplante Kopftuchve­rbot, erklärte Carla Amina Baghajati, die Frauenbeau­ftragte im Obersten Rat der IGGÖ. „Die bevormunde­nde Art“der Politik sei „absolut kontraprod­uktiv“. „Jede Verbotspol­itik schafft Fronten, wo keine bestehen müssten“, sagte Baghajati.

Die Regierung will Mädchen in Kindergärt­enundvolks­schulen das Kopftuch verbieten. Ein Verfassung­srechtler warnt und sagt zahllose Klagen vorher.

von einem solchen Verbot betroffen wären, ist unklar. Laut Bildungsmi­nisterium gibt es hier weder offizielle Zahlen noch Schätzunge­n. Islamexper­ten betonen zudem, dass ein Kopftuch für Mädchen in diesem Alter gar nicht vorgesehen sei. Die IGGÖ spricht von einem „Randthema“, das aufgebausc­ht werde.

Abseits der politische­n Diskussion tauchen erste rechtliche Bedenken auf. „Einerseits wäre ein solches Verbot gleichbede­utend für das Tragen anderer religiöser Symbole“,

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