Kleine Zeitung Steiermark

Benger-rücktritt setzt Koalition auf null zurück

- Von Andrea Bergmann und Wolfgang Fercher Der neue

Kärntner ÖVP-CHEF Benger stürzt Landespart­ei ins Chaos. Für SPÖ-CHEF Peter Kaiser ist jetzt „alles infrage gestellt“. Parteigrem­ien tagten bis in die Nacht. Martin Gruber zum neuen ÖVP-CHEF gekürt.

Bis in die späten Nachtstund­en dauerte gestern der hochturbul­ente Politiktag in Kärnten. Auslöser war der völlig überrasche­nde Rücktritt am Vormittag von Christian Benger als Landesrat und ÖVP-CHEF, der nicht nur in der eigenen Partei für Überraschu­ng und blankes Entsetzen sorgte, sondern auch in der SPÖ. Die in der Vorwoche mit der SPÖ vereinbart­e Koalition stand auf der Kippe, war von SPÖ-CHEF Landeshaup­tmann Peter Kaiser infrage gestellt worden. „Ich fühle mich jetzt an nichts mehr gebunden“, hatte er am Vormittag nach der durch Benger erfolgten Informatio­n betont und damit die SPÖÖvp-koalition auf null gesetzt.

Am Nachmittag hat stundenlan­g das Spö-koalitions­verhandlun­gsteam das weitere Vorgehen beratschla­gt. Ab 21 Uhr tagte dann der Parteivors­tand und traf einstimmig die Beschlüsse über das weitere Vorgehen. Kernaussag­e: Die ÖVP erhält die Chance, „sich das massiv erschütter­te Vertrauen wieder zu erarbeiten“. Doch die SPÖ stellt den Schwarzen ein Ultimatum und klare inhaltlich­e Bedingunge­n.

Donnerstag, um 20 Uhr müsse der Övp-parteivors­tand in drei Punkten zustimmen: Um die Handlungs- und Arbeitsfäh­igkeit der Landesregi­erung sicherzust­ellen, müsse das Einstimmig­keitsprinz­ip in der Regierung (das es wegen der neuen Verfassung neu ge- ben sollte) ausgesetzt werden. Die SPÖ will damit offensicht­lich eine Sicherheit­sschiene einziehen, indem Beschlüsse per Mehrheitsb­escheid (wie bisher) möglich sind. Als Zweites verlangt die SPÖ von der ÖVP, dass „alle Vereinbaru­ngen der Koalitions­verhandlun­gen aufrechtbl­eiben. Als Drittes wird eingeforde­rt, dass man sich für wichtige Projekte für Kärnten in Form eines KärntenPak­etes volles Engagement der Kärntner ÖVP beim Bund erwartet.

stellen die Roten den Schwarzen die Rute ins Fenster. Sollte die Zustimmung des Övp-parteivors­tandes nicht bis heute 20 Uhr erfolgen, so werde das SPÖ-VERhandlun­gsteam mit der FPÖ und dem Team Kärnten Verhandlun­gen für eine KärntenKoa­lition aufnehmen. Auch dieser Beschluss ist in den roten Gremien einstimmig gefallen.

Kaiser sprach in einer ersten Reaktion von einem „noch nie da gewesenen Affront, auch gegenüber der Kärntner Bevölkerun­g“. Denn in den Sondierung­sgespräche­n sei hoch und heilig versproche­n worden, dass jene, die die Koalitions­verhandlun­gen führen, auch in der Regierung sitzen und damit personelle Kontinuitä­t gewährleis­tet werde. Das war eine der grundlegen­den Bedingunge­n Kaisers für Koalitions­verhandlun­gen. „Dann aber wurde die Regierung gesprengt, noch bevor sie fixiert wurde.“

Bis in die späten Nachtstund­en tagten gestern auch die Övp-parteigrem­ien. Einstim- Ich fühle mich in dieser Situation an nichts, was verhandelt wurde, gebunden. So eine Vorgehensw­eise hat es noch nie gegeben. Landeshaup­tmann mig wurde vom Parteivors­tand Martin Gruber, Bürgermeis­ter von (Kappel am Krappfeld) und Bauernbund-vizeobmann, als Bengers Nachfolger als Parteichef wie als Landesrat nominiert. Gruber saß mit im Koalitions­verhandlun­gsteam der ÖVP. Das dürfte für eine SPÖ/ÖVPKoaliti­on erleichter­nd sein.

Diese war seit exakt einer Woche fertig ausverhand­elt. Am12. April, bei derkonstit­uierung des neuen Landtages, hätte auch die Landesregi­erung angelobt werden sollen. Ob dies jetzt möglich ist, wird sich zeigen. Peter Kaiser will heute in einer Pressekonf­erenz das weitere Vorgehen skizzieren.

ÖVP-CHEF Gruber wurde 2009 mit nur 25 Jahren jüngster Bürgermeis­ter Kärntens und war einst als persönlich­er Referent von Ex-landesrat Josef Martinz tätig. Gruber gilt im Bauernbund, dem eigentlich­en Macher in der Kärntner Volksparte­i, seit Jahren als Personalre­serve. Der 35-Jährige ist stellvertr­etender Obmann des Kärntner Bauernbund­es, Kammerrat in der Vollversam­mlung der Landwirtsc­haftskamme­r und auch Vizepräsid­ent des Kärntner Gemeindebu­ndes. Gruber könnte als Landesrat die Bereiche Landwirtsc­haft, Jagd, Straßenbau etc. übernehmen. Bei der Landtagswa­hl am 4. März erreichte er als Spitzenkan­didat im Wahlkreis 2 (St. Veit, Wolfsberg, Völkermark­t) 3375 Vorzugssti­mmen.

Sebastian Kurz dankte Benger am Vormittag in einer Aussendung für dessen

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