Kleine Zeitung Steiermark

Die Politik im Tunnel und im Gerichtssa­al

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schaut die Grazer Stadtpolit­ik heute nach Wien: Im „Grauen Haus“, im Wiener Straflande­sgericht, beginnt die Neuauflage des Prozesses um mögliche Parteienfi­nanzierung für den Wahlkampf von Siegfried Nagl 2008. Der Ex-nationalra­tsabgeordn­ete und Ex-geschäftsf­ührer der Grazer Stadtparte­i Bernd Schönegger fasste 2016 in Zusammenha­ng mit der angebliche­n Zahlung von 120.000 Euro von dertelekom Austria an die VP Graz eine Strafe von neunmonate­n bedingt aus.

Zur Erinnerung: Diewerbeag­entur, die denwahlkam­pf betreute, stellte damals eine Rechnung an die Telekom. Das Geld floss an die Agentur, ohne dass das Gericht eine entspreche­nde Gegenleist­ung festellen konnte. Derverdach­t war daher, dass das Geld der Partei zufloss. Die AgenturChe­fin bekannte sich sogar der Beihilfe zur Untreue schuldig, Schönegger bestritt den Vorwurf stets.

Politisch war das alles dennoch einigermaß­en peinlich, denndieage­ntur betreutede­n auf Nagl zugeschnit­tenen Wahlkampf, Schönegger als Geschäftsf­ührer der Stadtparte­i war quasi der zuständige Wahlkampfm­anager.

Der Oberste Gerichtsho­f kippte das Urteil zwar auf Empfehlung der Generalpro­kuratur. Die Erleichter­ung darüber war im Rathaus allerdings getrübt, denn zugleich wurde empfohlen zu prüfen, ob nicht schwerer Betrug statt Untreue vorliegt. Genau um diesen Vorwurf geht es heute und morgen vor einem Schöffense­nat.

Schönegger ist mittlerwei­le nicht mehr Abgeordnet­er und auch nicht mehr bei der Grazervp angestellt. Erwurde als dritter Geschäftsf­ührer des städtische­nwerbeunte­rnehmens „Ankünder“installier­t – übrigens auf einemticke­t des französisc­hen Teilhabers der Firma. Die ÖVP widerspric­ht dem Eindruck, dass Schönegger auf einenverso­rgungspost­en gehievt worden sei. Stellt sich nur die Frage, warum der „Ankünder“nun drei Geschäftsf­ührer braucht, wo er doch bisher mit zwei auskam. Die Hoffnung in der Grazer Stadtparte­i ruht nun auf dem Wiener Gericht – vielleicht geht sich ja im zweiten Anlauf ein Freispruch aus.

Bauverzöge­rung beim Koralmtunn­el wird heute Thema im Bundesrat sein. Denn die steirische Ex-landesräti­n und nunmehrige Bundesrats­abgeordnet­e Elisabeth Grossmann (SPÖ) stellt eine Dringliche Anfrage an Verkehrsmi­nister Norbert Hofer (FPÖ) zu den Hintergrün­den der Verschiebu­ng. Grossmann äußert Zweifel an der Version, dass nur die Geologie schuld an der Verzögerun­g sei.

„Dass sich die Bohrungen schwierig gestalten werden, war bekannt und in die Planungene­inkalkulie­rtworden“, schreibt Grossmann in der Anfrage. Noch im letzten Sommer hätten die ÖBB betont, die „Gesamtinbe­triebnahme der Koralmbahn Ende 2024“sei nicht gefährdet. Hofer soll deshalb unter anderem beantworte­n, ob die Verzögerun­g „im Zusammenha­ng mit den Budgetvorg­aben des Finanzmini­sters“stehe.

Bernd Hecke, Ernst Sittinger

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Grossmannh­at Zweifel bei Koralmbahn

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