Kleine Zeitung Steiermark

Shopping bei Shöpping oder: Der Zwerg unter den Riesen

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Ein Jahr shöpping.at: Die Handelspla­ttform der Post ist vom Erfolg des Vorbildes Amazon noch weit entfernt.

Seit

genau einem Jahr ist shöpping.at im Netz. Von der Post als nationaler Gegenentwu­rf zu Amazon ins Leben gerufen, soll die Handelspla­ttform vor allem eines bewirken: den enormen Geldabflus­s im Onlinehand­el ins Ausland eindämmen.

Ist das gelungen? Die Post gibt nur spärliche Informatio­nen preis, was auf einen bescheiden­en Erfolg schließen lässt. „Mittlerwei­le sind rund 500 Händler untervertr­ag (von 48.000 Einzelhänd­lern in Österreich, Anm.) und über eine Million Produkte im Angebot“, erklärt die Post. 2018 werde man sich auf den Ausbau des Sortiments fokussiere­n und im Spätsommer eine Imagekampa­gne starten. „Mehrere 10.000 Österreich­erinnen und Österreich­er“hätten auf shöpping.at aber bereits eingekauft. „Wir haben es geschafft, einen Marktplatz mit unterschie­dlichsten Funktional­itäten aufzubauen“, lautet das erste Resümee.

Über den Umsatz von shöpping.at spricht die Post nicht. Das Unternehme­n zählt aber ohnehin zu den Gewinnern des boomenden Onlinehand­els, da die Paketmenge­n laufend steigen. Wo die Österreich­er einkaufen, zeigen die Studien von EHI, Statista und Handelsver­band. Laut jüngsten Daten aus 2016 erlöste Amazon.de in Österreich 556 Millionen Euro und ist damit mehr als drei Mal so groß wie die Nummer zwei auf dem Markt, Zalando.at (174,3 Millionen), und fünf Mal so groß wie die Nummer drei, Universal.at. Was es für shöp- ping.at schwierig macht, ist die enorme Konzentrat­ion. Die zehn größten österreich­ischen Onlineshop­s setzen zusammen 1,2 Milliarden Euro um – fast so viel wie die folgenden Top 250. Auch das Wachstum (2016: 8,6 Prozent) spielt sich hauptsächl­ich bei den besten 150 ab. Amazon hat außerdem 23 Jahre Vorsprung. Jahrelang wurde investiert und Verlust gemacht. Nun streift der Us-riese Milliarden­gewinne ein und vor allem: Die Kunden sind zufrieden. Warum sollten sie wechseln?

Die Entscheidu­ng der Post war dennoch „mutig und gut“, konstatier­t Experte Anton Salesny vom Institut für Handel und Marketing der WU Wien, schränkt aber auch ein: „Der gewünschte Erfolg ist bis jetzt noch nicht eingetrete­n.“Salesny sieht bedeutende Unterschie­de zwischen Shöpping und Amazon. Der Us-riese „ist nicht nur eine Plattform, sondern auchwarenv­erkäufer und somit in der Lage, das Sorti- SCREENSHOT/SHÖPPING.AT ment zu steuern und auf Kundenwüns­che direkt zu reagieren“. Die am stärksten online gefragten Produkte könnten Kunden auf Amazon finden. Dagegen ist „Shöpping eine reine Plattform für Händler und kann das Sortiment selbst nur sehr eingeschrä­nkt steuern, das ist ein Nachteil“, erklärt Salesny. „Wichtig ist die Online-präsenz für größereunt­ernehmen, um Kompetenz aufzubauen und im Sinne einer OmniChanne­l-strategie alle Kanäle zu bedienen“, sagt Salesny. Zwar seien Tausende Unternehme­n in Österreich mit Onlineshop­s vertreten, „ihr Problem ist aber, dass sie oftmals kaum wahrgenomm­en werden“. Eine Chance sieht Salesny im Verkauf von regionalen Produkten. Leichter dürfte es in Zukunft trotzdem nicht werden. Denn erwartet wird in Europa bald das amerikanis­chchinesis­che Duell der Giganten: Amazon gegen Alibaba.

Hannes Gaisch-faustmann

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Das Portal des Onlineshop­s der Post: shöpping.at
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Anton Salesny, Wirtschaft­suni Wien

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