Von Chancen, Risiken und Tigerstaaten
Im Raiffeisen-konjunkturgespräch glänzt die Steiermark als Technologiepol in der Hochkonjunktur. Iv-chefökonom Helmenstein warnt auch und mahnt die EU im Zollstreit.
Fulminant“– oft fällt dieses Wort beim Konjunkturgespräch der Raiffeisenlandesbank Steiermark Mittwochabend in Raaba. Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung, führt die „erste klassische Hochkonjunktur seit zehn Jahren“auf viele Gründe zurück. Wichtig: Der Aufschwung verläuft synchron, keine Volkswirtschaft in der OSZE schrumpft. Die „unternehmensfreundliche Kommunikation“ist ein Lob an die Regierung. Unternehmen investieren „und übernehmen Risiken“. Zu mehr als 70 Prozent sei der Aufschwung von der Industrie getrieben.
Doch kamen auch mahnende Worte. Die aktuelle Geldpolitik der EZB führe zu einem effektiven Leitzins von minus 5,5 Prozent. „Davon dürfen wir uns nicht verführen lassen“, warnt Helmenstein vor Überinvestitionen, die belastend werden könnten. Wachstumsimpulse kämen aus Zentral- und Osteuropa. Rumänien (sieben Prozent realeswachstum) und Slowenien (fünf Prozent) seien
Georg Knill (IV), Wilfried Thoma, Martin Schaller (Raiffeisen), Marc Fähndrich (EU), Christian Helmenstein (IV), Johann Strobl (RBI)
„Tigerstaaten“. Indes wuchs China zur Supermacht und hat die EU, aber auch die USA bei der Kaufkraftparität überholt. Ein Risiko ortet Helmenstein in einer Kreditblase in China. „Wenn die platzt, trifft uns das.“Und zu den USA: „Mit den Zöllen hat Trump einen wunden Punkt getroffen.“Denn die EU hebt höhere Zölle ein als die USA. „Es ist eigentlich an Europa, hier etwas zu tun.“Da hakte auch Gastgeber und RLB-GENEral Martin Schaller ein. „Wer RLB handelt, führt keine Kriege“, erinnerte er an einen der Gründungsimpulse für die EU.
Der obere Wendepunkt der Konjunktur sei überschritten, 2019 flache das Wachstum ab. Die Steiermark lobt Helmenstein als „Technologiepol“mit mehreren Wertschöpfungskernen über das Bundesland verteilt. „Das ist hochwillkommen, es ist attraktiv für gut ausgebildete Frauen und damit familienfreundlich.“
Hannes Gaisch-faustmann