„Wo bleiben die größten Klimasünder, China und USA?“
Die neue Klimastrategie Österreichs stößt auf Skepsis bei unseren Lesern. Sie kritisieren, dass Politik und Konzerne die wirklich wichtigen Aufgaben zum Schutz der Umwelt nicht anpacken.
„2025 kommt Aus für neue Ölkessel“und Leitartikel: „Diewende braucht mehr Mut“, 4. 4.
Kohlendioxid muss reduziert werden? Das ist ja gut und schön, aber wo bleiben die größten Klimasünder, China und die USA? In Österreich werden die Ölheizungen abgeschafft, aber in Schwechat mit aller Macht die dritte Startbahn durchgedrückt. Werden die Flugzeuge über Wien auch auf den österreichischen Ausstoß angerechnet, oder wem denn sonst?
Stattdessen gibt es E-autos, denn der Strom kommt ja aus der Steckdose. Überlegt sich eigentlich jemand in der Regierung oder sonst wo, wie der Stromdahin kommt? Ach ja, aus erneuerbarer Energie! Das sind ja Träume: Wenn kein Wind weht, keine Sonne scheint = kein Strom. Aber die Wasserkraftwerke an der Grenzmur werden bereits vor der Planung verteufelt!
Also: Nur her mit den E-AUtos! Das gibt dann endlich den richtigen Anschub für die Eisenbahn und die Öffis, denn wenn man als Pendler unterwegs sein muss, ist ein E-auto unbrauchbar!
Ing. Heinz Ertl, Neuberg an der Mürz
Straße statt Schiene
Ich würde mich sehr freuen, wenn unsere Regierung unsere Treibhausgasewirklich (!) reduzieren könnte – das gleichzeitige Hinausschieben der Eisenbahntunnel von Semmering und Koralm unterstützt aber eher den Straßenverkehr und damit das Gegenteil! Außerdem fehlt mir ein ganz wesentlicher Punkt: Wenn es nicht gelingt, dieses Ziel bis 2030 wirklich zu erreichen: Wer ist dafür verantwortlich und was ist die Konsequenz?
Dr. Kurt Stoschitzky, Gleisdorf
Stromlücke
Nicht nur nach der neuen nationalen Klima- und Umweltstrategie gibt es die Idee, die Stromproduktion mittels Fotovoltaik massiv auszubauen. Dazu gehört aber folgende Eigenschaft des Stromnetzes: Es muss immer genauso viel Stromerzeugt werden, wie gerade von den Nutzern abgerufen wird. Dazu gehört auch, dass im österreichischen Ökostromgesetz festgeschrieben ist, dass aller alternativ erzeugte Strom auch vom Stromnetz abgenommen wird (dabei ist es unerheblich, ob ich einen Teil des bei höchster Sonneneinstrahlung auf dem heimischen Dach erzeugten Strom selber nutze oder dem Netz „schenke“). In anderen Ländern werden z. B. Windkraftanlagen entsprechend dem aktuellen Strombedarf zu- oder abgeschaltet. So etwas geht doch bei uns überhaupt nicht! Der Knackpunkt besteht nun darin, dass beim Ausbleiben des Sonnenscheins die nun entstandene Stromlücke von „Back-up“Kraftwerken aufgebracht werden muss. Und diese sind zunehmend fossil und atomar gespeiste thermische Kraftwerke. Hierzulande beträgt nämlich die Volllastdauer von Fotovoltaik nur ca. 1100 Stunden (Mittelwert über die vergangenen zehn Betriebsjahre meiner eigenen Fotovoltaik-anlage), während der restlichen 7660 Stunden des Jahres muss „nachgefüttert“werden, meistens mit größerer klimaschädigender Wirkung.
DI Dr. Walter Ospelt, Thal
Nichts bewirkt
LB „Die Wirtschaft zähmen“, 29. 3. und LB „Es kommt auf mich an“bzw. „Selbst tätig werden“, 3. 4. Alle drei Leserbriefschreiber haben irgendwie recht. Ja, wir haben Selbstverantwortung, doch gleichzeitig tragen auch die Konzerne und Politikerverantwortung.
Seit ca. 1980 („Jute statt Plas- tik“) bemühe ich mich, so gut es geht, umweltbewusst zu leben. Jede Katastrophe wie z. B. Tschernobyl oder einige Jahre später die Nachricht von den riesigen Plastikinseln im Meer spornten mich an, noch genauer zu sein und auch öffentlich aktiv zu werden. Doch langsam versagen meine Kräfte und ich mag nicht mehr, da Konzerne und Politiker keinerlei Verständnis für die wirklich wichtigenaufgaben zeigen, die da wären: öffentlichen Verkehr ausbauen und attraktiver gestalten, Dosen- und Flaschenpfand einführen, verpackungsfreie Geschäfte fördern uvm. Diese Maßnahmen kann ich als kleiner Bürger nicht veranlassen.
Meine kleinen Taten bewirken im Endeffekt gar nichts. Wie wir sehen, wird alles nur schlimmer: Mehr Grund und Boden wird verbaut, mehr Autoverkehr, mehr Flugzeuge, mehr Kreuzfahrtschiffe, mehr Supermärkte, mehr industrielle Landwirtschaft, mehr Verpackung, mehr Styropor bei der Dämmung etc.
Wie wäre es, wenn sich nun Bürger, NGOS, Politiker und Konzernleiter an einen runden Tisch setzen und gemeinsam überlegen, wie wir aus diesem Dilemma herauskommen!
Barbara Pabst, Maria Lankowitz