Von Fehlern und ihrer Bedeutungslosigkeit
„Viech“publizieren ein neues Album. Am 20. April spielen sie in Graz, am 21. in Villach.
Wer
denkt schon an den Heimweg? Hauptsache, weg! Auchwenn man das morgen erscheinende neue Album der heimischen Band „Viech“als Aufruf zum Ausbruch sehen (oder hören) kann – als jene verführerische, innere Stimme der Unvernunft, die mit fortschreitendem Alter immer leiser erscheint, lässt Mastermind Paul Plut doch ahnen, wie eine solche Rückkehr aussehen könnte.
Aber wovon zeugen die sorgfältig suggeriertenaugenringe, der schlechte Atem, der schleppende Gang? Von einer intensiven Zeit. Vomabenteuer! Und für ebenjenes scheint „Heute Nacht nach Budapest“gemacht. Denn was Melodien und musikalisches Arrangement angeht, haftet den meisten der zehn Lieder eine befreiende Leichtigkeit an. Mag sein, dass der Frühling diesen Eindruck verstärkt. Mag sein, dass Pluts jüngstes (Solo-)projekt „Lieder vom Tanzen und Sterben“ob seiner Schwere alle anderen Projekte in warmes Licht taucht.
Drei Menschen gehen hier zu Werke, Mastering ausgenommen. Plut, der singt und in diverse Saiten und Tasten haut, wird von Martina Stranger (Gesang, Bass) und Christoph Lederhilger (Schlagzeug, Percussion, Gesang) begleitet. Damit wurde die Besetzung im Gegensatz zum VorgängerAlbum wieder ausgedünnt, was den Viechern durchaus gut zu Gesicht steht. Nicht, dass „Viech“-musik jemals überfrachtet war. Das Reduzierte scheint Plut aber leichter über Lippen und Finger zu kommen. Vielleicht eine Entsprechung seiner Arbeitsweise, denn am liebsten schreibt der Obersteirer alleine.
So unbeschwert die Musik ist, so gewichtig wirkt manche Textzeile. „Das mit uns endet nie, es ändert nur die Form.“Plut lässt Raum für Interpretationen. Aber nicht immer. Gnackwatschnwerden ebenso verteilt wie feine, schmerzhafte Stiche mit dem Florett. Den Herren Mateschitz und Baumgartner sei der Song „Im Dreck“ans Herz gelegt.
Wer die raue Stimme Pluts schätzt und seine unkomplizierte Art, Musik zu machen, ist hier goldrichtig. Sänger, sing was Schönes!
Matthias Reif Viech. „Heute Nacht nach Budapest“. Phonotron. www.viech.org