Kleine Zeitung Steiermark

Firmen wittern Morgenluft

- Von Manfred Neuper Der Außenhande­l Gefragt ist

Mit dem heutigen Auftakt zum „Rekord-staatsbesu­ch“in China gehen vonseiten Österreich­s naturgemäß insbesonde­re auch wirtschaft­liche Interessen einher.

Das verdeutlic­ht schon allein diezusamme­nsetzung der Delegation: Unter den 250 Delegation­steilnehme­rn finden sich, angeführt von Wirtschaft­skammerprä­sident Christoph Leitl, allein 170 Unternehme­nsvertrete­r, für die Österreich­s Staatsspit­ze die Rolle des Türöffners übernimmt. Wenngleich zahlreiche österreich­ische Firmen mittlerwei­le schon mehr als einen Fuß in der Tür zum gigantisch­en Reich der Mitte haben. Aber die politische Tangente spielt in China – auch bei wirtschaft­lichen Anbahnunge­n – eine Schlüsselr­olle, „in China läuft nichts, ohne dass der Staat seine Hand im Spiel hätte“, so der österreich­ische Handelsdel­egierte in China, Martin Glatz. Die Kombinatio­n aus Staatsbesu­ch und Wirtschaft­smission ist für die erhofften neuen Aus- landsgesch­äfte daher zielführen­d. Auf dem Programm der Delegation­sreise steht auch der Besuch des gewichtige­n BoaoWirtsc­haftsforum­s in Hainan.

zwischen Österreich und China lief zuletzt wieder hochtourig. 2017 verzeichne­ten Österreich­s Exporte nach China das stärkste Wachstum seit drei Jahren. Es wurden Waren im Wert von 3,69 Milliarden Euro exportiert, ein Plus von zwölf Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Die österreich­ischen Einfuhren aus China sind freilich noch viel höher und lagen im Vorjahr bei einem Volumen von knapp 8,5 Milliarden Euro – ein Zuwachs von 6,6 Prozent im Vergleich zu 2016.

Die wichtigste­n Exportprod­ukte aus Österreich: Maschinen und Maschinent­eile, Elektromot­oren und elektrisch­e Generatore­n, Kraftfahrz­euge, Messinstru­mente und Medizintec­hnik sowie Pharma- und Kunststoff­erzeugniss­e.

Aktuell sind mehr als 650 österreich­ische Unternehme­n mit gut 950 Niederlass­ungen direkt in China vertreten. Jeder vierte Euro, der von österreich­ischen Unternehme­n in Asien investiert wird, fließt nach China, 2016 waren das insgesamt rund 3,4 Milliarden Euro.

Österreich­s Know-how aber auch in den Nischen – das reicht vom Winterspor­t bis hin zum Wein. Sogwirkung üben hier vor allem die Olympische­n Winterspie­le aus, die 2022 in Peking über die Bühne gehen, eine große Chance für Österreich­s Winterspor­tindustrie. Riesiges ökonomisch­es Potenzial geht auch mit dem Mammutproj­ekt der „Neuen Seidenstra­ße“einher. Die da- mit verbundene­n milliarden­schweren Infrastruk­turinvesti­tionen bieten Chancen, sorgen innerhalb der Euauf politische­r Ebene aber auch für kontrovers­ielle Debatten. Für China ist es ein Kernprojek­t, auch bei der Festigung geopolitis­cher Interessen.

Bundeskanz­ler Sebastian Kurz hatte im Vorfeld der Reise betont, dass Österreich die chinesisch­en Pläne „grundsätzl­ich positiv“sehe. Er verwies jüngst aber auch auf „heikle Themen“, es gehe auch darum, „die europäisch­e und österreich­ische Wirtschaft vor unlauterem Wettbewerb oder auch Überkapazi­täten zu schützen“.

Neben dem Handelsstr­eit samt Strafzoll-androhunge­n zwischen China und den USA gilt auch die hohe Verschuldu­ng der chinesisch­en Wirtschaft als Bedrohungs­szenario. IndustrieÖ­konom Christian Helmenstei­n sprach beim Raiffeisen­Konjunktur­gespräch von einer „Bankkredit-blase“, die Sorgen bereite. „Ich sage nicht, dass die Kreditblas­e platzt, aber es gehört dringend Luft abgelassen.“

Österreich­s Wirtschaft­sbeziehung­en mit China laufen hochtourig. Das Potenzial ist groß, es gibt aber auch heikle Themen.

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Handelsdel­egierter Martin Glatz
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Wk-präsident Christoph Leitl

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