Beweise auf den Tisch!
Zum Konflikt um die Giftattacke von Salisbury.
hart wie im Fall des vergifteten Ex-spions Skripal ist derwesten schon lange nicht mehr gegenmoskau vorgegangen. In einer beispiellosen Gemeinschaftsaktion wurden russische Diplomaten ausgewiesen.
In Berlin, Prag und Paris wollte man das als Signal der Solidarität mit Großbritannien verstanden wissen. Dessen Außenminister Boris Johnson machte Kremlchef Putin ja persönlich für den Anschlag verantwortlich.
Warum man nicht klare Indizien abwartete, ist schleierhaft. Noch rätselhafter ist, wieso Eu-ratspräsident Donaldtusk in Brüssel die Massenausweisung ankündigte und so den Eindruck erweckte, es handle sich um einen Beschluss der gesamten EU.
Das war es nicht. Diemotive dafür, dass einige Unionsländer, darunter Österreich, nicht mitzogen, mögen weniger hehr sein als behauptet. Aber es war die klügere Entscheidung. Denn wenn man schwere Vorwürfe erhebt, sollte man sie belegen können. Beweise ist London aber bisher schuldig geblieben.
alles heißt nicht, dass Russland unschuldig ist. Die Giftattacke würde gut zu Putins Ziel passen, Europa zu provozieren und zu spalten. Bizarr ist zudemmoskaus Beteuerung, kein Gränchen des in der Sowjetunion entwickelten Giftes Nowitschok mehr zu besitzen.
Nur eine Plausibilitätskette allein ist halt zu wenig. London muss robuste Fakten liefern. Ein neuer Kalter Krieg auf der Basis vonmutmaßungen ist so ziemlich das Letzte, was die krisengebeutelte EU benötigt. Stefan Winkler