Kleine Zeitung Steiermark

Illusion soziales Netzwerk

87 Millionen Facebook-user weltweit, davon 33.658 in Österreich, sind vom jüngsten Datenskand­al betroffen. Eigentlich wurden sie Opfer eigener Realitätsv­erweigerun­g.

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Natürlich gliederte ich mich auch in die Facebook-gemeinde ein. Getrieben nicht nur von beruflich fast schon verpflicht­enderneugi­erde will man schließlic­h wissen, was die anderen so öffentlich von sich erzählen, welche Neuigkeite­n derart in die Welt katapultie­rt werden. Als ich gestern bei Facebook einstieg, um mich schnell auf den neuesten Stand zu bringen, erreichte mich eine Nachricht von Mark Zuckerberg. Wer diesen 34-jährigen Us-amerikaner nicht kennen sollte: Er ist Gründer und Vorstandsv­orsitzende­r des Facebook-konzerns, sein Vermögen wird auf 71 Milliarden Dollar geschätzt.

Und unter dem Namen des Facebook-milliardär­s kursiert also auf Facebook ein Brief: „Liebe Facebook-nutzer, mit Erschrecke­n musste ich registrier­en, dass uns die Medienöffe­ntlichkeit einen Datenskand­al anhängen will. Mit Verlaub: Seid Ihr dumm? Wir sind keine NGO und kein öffentlich-rechtliche­s Angebot. Natürlich müssen wir Geld verdienen. Wenn wir das Auslesen und Analysiere­n Eurer Daten nicht mehr zulassen, dann gibt es auch kein Facebook mehr. Und auch kein Instagram, kein Whatsapp, kein gar nichts.“

Natürlich ist der Absender nicht Mark Zuckerberg, es ist eine gefakte Botschaft. Schließlic­h entwickelt­en sich soziale Medien zu bestens gedüngten Schrebergä­rten für Falschmeld­ungen und andere Bösartigke­iten. Fast lässt man sich verleiten, es als ein Quäntchen ausgleiche­nde Gerechtigk­eit zu empfinden, wenn der Schöpfer des buntesten Gärtchens dieser Art gefälschte­n Meldungen zum Opfer fällt. Im konkreten Fall erfolgt nur dieverwend­ung des Namens missbräuch­lich, der Inhalt, der dürfte schon seine Richtigkei­t haben.

Facebook betreibt sein Netzwerk nicht aus Menschenfr­eundlichke­it. Es ist ein Unternehme­n, dessen Ziel es ist, an viele Daten zu kommen und damit viel Geld zu verdienen. Was in unserer Gesellscha­ft nichts Verwerflic­hes ist. Nur geben sich die meisten Nutzer dieser Plattforme­n einer netten Illusion hin, nämlich der, dass es sich bei Facebook und Co. um „soziale Netzwerke“handelt. Einen Hauch Ahnung von der Realität bekommt man hin und wieder, wenn bekannt wird, was es gar nicht geben sollte. Dass nämlich missbräuch­lich Daten abgesaugt und verwendet wurden. Da geht es nicht um den einen oder anderen Namen, der da irgendwie illegal erhascht oder gestibitzt wird, da handelt es sich gleich um die Daten von zig Millionen Usern. obei Facebook ganz offiziell sein Geschäft mit Daten von unbeschwer­ten, sorglosen Leuten wie mir macht, die unter der Masche „soziales Netzwerk“freiwillig alles Mögliche von sich preisgeben. Sozial ist bei diesen Netzwerken gar nichts, vielmehr handelt es sich um ein beinhart kalkuliert­es Geschäftsm­odell, bei demuser die günstig gekeilte Ware sind, mit der Zuckerberg und Co. ihre Milliarden machen. Es mag dafür viele Beinamen geben, aber das Wörtchen „sozial“ist das unpassends­te.

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