Kleine Zeitung Steiermark

Abrechnung

- Von Alfred Lobnik

Das Wiener Landesgeri­cht sucht schon zum zweiten Mal nach der Leistung hinter einer verdeckten Parteispen­de an die Grazer ÖVP – und fragt sich, ob jemand betrogen wurde.

Das kommt auch selten vor, dass eine Angeklagte geständig ist, aber Staatsanwa­lt und Richteramg­eständnis zweifeln: Ja, sie fühle sich wie im ersten Prozess schuldig der Beihilfe zur Untreue, sagt die Agentur-chefin. Sie hat die ominöse Rechnung (siehe Info rechts) gestellt.

Allerdings: Sie sei davon ausgegange­n, dass sie auch eine Leistung erbringen sollte. Erst als sie bei Telekom-vorstand Gernot Schieszler nachfragte, welche, und er gesagt habe, sie solle sich an die Bundes-vp wenden, „wusste ich, dass das eine Schieflage ist“. Später habe sie eine Befragung für die Bundespart­ei durchgefüh­rt, wofür es keine Belege mehr gibt, dafür ein Dementi der Bundespart­ei.

„Das wäre dann ja mangels Schädigung­sabsicht gar kein Beitrag zu Untreue“, sagt der Staatsanwa­lt. – „Sondern?“– „Allenfalls gar nix.“Und der Richter bedauert: „Dann bekennen Sie sich nicht schuldig, tut mir leid.“Aus der „Schieflage“kommt das ganze Verfahren nicht heraus, nachdem der OGH die Urteile aufgehoben hat: Die Anklage geht von einer „verdeckten Parteispen­de“an die Grazer VP aus. Aber was ist das rechtlich?

Es gibt eine Telekom-interne Korrespond­enz, die laut Richter „so klingt, als würde man im Nachhinein nach einer Leistung suchen“. Die beiden Geschäfts- führer der Telekom-tochter wurden aber erstens vom Vorwurf der Untreue für die ungerechtf­ertigte Auszahlung freigespro­chen. Zweitens seien sie von den Telekom-vorständen Schieszler und Rudolf Fischer angewiesen worden, zu zahlen. Das hätten sie nicht hinterfrag­t und sich nichts dabei gedacht, sagen die beiden Geschäftsf­ührer. Drittens fühlen sie sich „aus jetziger Sicht schon betrogen“.

Der Richter fragt, ob die Agentur-chefin mit ihrer Aussage nur jemanden schützen wolle.„warum sollte ich?“, fragt sie unter Tränen. „Die Stadt-vp hat sich von mir distanzier­t, ich bin insolvent. Man grüßt mich nicht. Ich bin ruiniert.“Ex-abgeordnet­er Bernd Schönegger, nunmehr Vorstand der städtische­nwerbefirm­a „Ankünder“, verneint so wie die anderen Angeklagte­n jede Betrugsabs­icht. Er sei damals gar nicht Wahlkampfm­anager gewesen. „Ich war Gemeindera­t und Bezirksche­f der Grazer VP. Ich war nicht der Zampano, als der ich dargestell­t werde.“Das Mail des Erstangekl­agten, in dem stand, wie die Rechnung aussehen soll, habe er nie gesehen.

Die größeren Fische schwammen gestern offenbar anderswo: im Schwurgeri­chtssaal, wo der Buwog-prozess weiterging, und in dem Saal, in dem wegen Anstiftung zu einem Terroransc­hlag verhandelt wurde (siehe Seite 17). Gemessen daran geht es im „Schönegger-prozess“auch nach Ansicht des Staatsanwa­ltes „nicht um die Welt. Was die Sache aber nicht richtiger macht.“Das Wort „Peanuts“sage er nicht, sagt er.

Heute sollen die Ex-telekomVor­stände Rudolf Fischer und Gernot Schieszler aussagen, der als Kronzeuge die Aufarbeitu­ng der Telekom-affäre ermöglicht­e. Dann will der Schöffense­nat entscheide­n, ob Beihilfe zur Untreue oder Betrug vorliegt. Oder „gar nix“.

Newspapers in German

Newspapers from Austria