Grenzgänger und visionärer Polyartist
fürwerbung. Ab 1949 gestaltete er erste Ausstellungspavillons für internationale Messen. Er war Gründungsmitglied und später Präsident der Künstlergruppe EXAT 51, die unter anderem die Diskussion um abstrakte Kunst in einer Gegenposition zum sozialistischen Realismus vorantrieb. Neben der Organisation internationaler Ausstellungen in Jugoslawien leitete Richter 1956 die Planung für das heute zerstörte Archäologiemuseum im syrischen UMJ Aleppo. Mit Emil Weber entwarf er den jugoslawischen Pavillon für die Weltausstellung 1958 in Brüssel. Dabei wurde die erste Version seiner statisch ausgeklügelten und allegorischen Skulptur „Nada“(Hoffnung) präsentiert, die als Modell in der rezentenausstellung zu sehen ist.
Richters Arbeiten liegt ein synthetisches Denken zugrunde, nach dem er verschiedene Genres der Kunst miteinander in Raumbild Nr. 3, 1997
Die Neue Galerie widmet dem kroatischen Architekten, Plastiker, Maler, Theoretiker Vjenceslav Richter (1917–2002) eine Retrospektive.
Beziehung stellte. Unter dem von ihm geprägtenbegriff „Synthurbanismus“entwickelte er, in Analogie zu Le Corbusiers „Wohnmaschine“, Entwürfe für Millionenstädte, die aus Modulen in Form von Zikkuraten aufgebautwerden sollten. Skulpturen aus beweglichen Metallstäben, sogenannte „Reliefmeter“, dienten als Versuchsobjekte. Diese oder die „Schwerkraftzeichnungen“haben gleichermaßen experimentellen Charakter wie den eines autonomen Kunstwerks. „Räumliche Grafiken“fertigtevjenceslav Richter noch in den 1990er-jahren. Sowohl Plastik als auch Bild, verändern sich scheinbar die mit Farbelementen kombinierten Kuben aus mehreren Glasplatten. Die Grenzen zwischen Architektur, angewandter und bildenderkunstwollte der Polyartist im Sinn des „offenen Kunstwerks“auflösen. „Kunst“sollte als visuelle Forschung begriffen werden.
Ein rebellischer Visionär. Vjenceslav Richter. Bis 2. September. Neue Galerie Graz. museumjoanneum.at/neue-galerie-graz