Kleine Zeitung Steiermark

Puigdemont ist frei und will kämpfen

- Von Damir Fras, Berlin

Carles Puigdemont wurde aus dem Gefängnis entlassen. Die Auslieferu­ng nach Spanien könnte ihm immer noch drohen. Eine Anklage wegen Rebellion aber wohl nicht.

Umringt von einigen Anhängern, die sich katalanisc­he Fahnen umgehängt hatten, sagte Carles Puigdemont vor dem Tor des Gefängniss­es von Neumünster in Schleswig-holstein auf Deutsch: „Ich möchte mich bei allen bedanken für ihre Hilfe und Solidaritä­t. Vielen Dank.“

Der katalanisc­he Separatist­enführer darf sich vorerst wieder als freier Mann fühlen. Er wurde aus dem Gefängnis entlassen.

In seiner Rede forderte Puigdemont die Freilassun­g aller in Spanien inhaftiert­en Separatist­enpolitike­r, die er politische Gefangene nannte. Es zeichnete sich ab, dass der 55-Jährige den Kampf um die Unabhängig­keit Katalonien­s von Spanien nicht aufgeben wird.

Diesen Kampf wird Puigdemont aber vorerst von deutschem Boden aus führen müssen. Denn der früherereg­ional- präsident Katalonien­s musste vor seiner Freilassun­g eine Kaution von 75.000 Euro hinterlege­n. Zudem muss er sich regelmäßig bei der Polizei melden und darfdeutsc­hland bis zu einer endgültige­n Entscheidu­ng über seine Auslieferu­ng nicht verlassen. Gleichwohl gab sich Puigdemont kämpferisc­h.

Über Twitter wandte er sich an seine Anhänger und schrieb: „Wir müssen mit Hoffnung und Optimismus in die Zukunft schauen, weil wir dazu das Recht haben; wir haben das Recht, dass uns niemand unserer Zukunft beraubt. Wir müssen unsere Position halten und uns jetzt nicht zurückzieh­en.“

Puigdemont­war seit 25. März im Gefängnis von Neumünster in Gewahrsam, nachdem er auf der Rückfahrt von einer Reise nach Skandinavi­en in Schleswig-holstein festgenomm­en worden war. Grundlage war ein Europäisch­er Haftbefehl. Den darin enthaltene­n Vorwurf der Rebellion, der in Spanien mit bis zu 30 Jahren Haft bestraft werden kann, wollte das Oberlandes­gericht Schleswig allerdings nicht teilen. Nach europäisch­em Recht darf nun auch die spanische Justiz, sollte Puigdemont ausgeliefe­rt werden, keine Anklage wegen Rebellion erheben. Christoph Vedder, ein renommiert­er Professor für Europarech­t, sagte der Kleinen Zeitung, darauf könne sich Puigdemont verlassen: „Wenn es dennoch, was ich nicht glaube, zu einem Verfahren wegen Rebellion käme, könnte Puigdemont nach spanischem und europäisch­em Recht dagegen vorgehen und seine Sache auch vor den Europäisch­en Gerichtsho­f in Luxemburg bringen. Spanien würde sich in der europäisch­en Wertegemei­nschaft isolieren.“

Noch ist unklar, ob Puigdemont ausgeliefe­rt wird. Sollte

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