Kleine Zeitung Steiermark

Eigenen Ring baute

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Auf der Suche nach dem Reiz des Grazer Rings. Eine Tour in drei Abschnitte­n – heute durchforst­en wir den Burgring.

Gewarnt war ich worden, vom Herrn Professor. „Den ganzen Ring in einer Geschichte verpacken, wie soll das gehen?“, hatte mich Karl A. Kubinzky, unerschöpf­licher Quell der Grazer Stadtgesch­ichte, ungläubig blickend gefragt. Denn er wusste gleich, dass das nicht geht. Auch wenn der Grazer Ring – dreigeteil­t in die eher kurzen Abschnitte Burg-, Opern- und Joanneumri­ng – keinen übermäßig langen Marsch abverlangt, so entdeckten wir bei unserem Spaziergan­g bei frühlingsh­aftem Wetter Geschichte und Geschichte­n, die sich nicht mit einem Nebensatz erledigen lassen.

Von der Bezeichnun­g „Ring“darf man sich nicht auf die falsche Fährte führen lassen. Mit dem in Wien ist er nicht vergleichb­ar. Der Grazer Ring entstand im späten 19. Jahrhunder­t, heißt zwar Ring, ist aber keiner, sondern blieb ein Flickwerk, das seit 1976 als Einbahnsys­tem geführt wird.

Beginnen wir für heute mit der ersten Etappe, dem Burgring, dem wir uns großzügig annähern. Über eine der seit Jahrzehnte­n wichtigen Institutio­nen der Stadt – das Café Promenade, das sich in unmit- telbarer Nachbarsch­aft des Burgrings befindet. Die eigene Bekanntsch­aft mit diesem Lokal reicht nun schon in die 70er-jahre zurück. Man erinnert sich an die alten Sitzbänke, bezogen mit grünem Samt, von dem man sich nicht mehr vorstellen konnte, dass er einmal nicht abgewetzt war. Die Nusskipfer­l auf den Tischen waren obligatori­sch, aber in den wenigsten Fällen frisch. Sie schmeckten trotzdem, vielleicht gerade deshalb. Das Häuschen im klassizist­ischen Stil, das heute einen durch und durch modernen Kaffeehaus­betrieb beherbergt, war 1837

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