Auf den Spuren von Graz 2003
Die Stadt Graz plant millionenschweres Kulturjahr 2020. Bis Juni soll ein Konzept stehen.
Im Jahr 2003 war Kultur ganz offiziell Hauptsache in Graz. Das Kulturhauptstadtjahr, das große Fest, an das heute vor allem bauliche Hinterlassenschaften erinnern. Die List-halle, das Literaturhaus, daskunsthaus usw. Bauten, die bis heute mit unterschiedlichem Erfolg und Schwung bespielt werden. Als es darum ging, den frischen Wind von 2003 mitzunehmen, mangelte es nicht an Nachhaltigkeitskonzepten, sondern an Durchhaltevermögen und Willen, solche auch durchzusetzen. Architekturschwerpunkt, Literaturschwerpunkt – längst entsorgt am Papiermüllberg, in dem Konzepte oft auf Nimmerwiedersehen verschwinden.
15 Jahre später denkt die Politik wieder einmal in größeren Dimensionen. 2020 hat man zum Aktionsjahr deklariert, in dem man erneut zeigen möchte, dass Graz neben vielen anderen Titeln auch jenen der Kulturstadt trägt. Auf welche Weise genau man das zeigen möchte, ist noch völlig offen. 100.000 Euro lässt man sich die Projektentwicklung kosten, die biszum Juni abgeschlossenwerden soll. Kulturstadtrat Günter Riegler (VP), der von einem „ambitionierten Zeitplan“spricht: „Bis dahin müssen wir wissen, wie ein solches Kulturjahr ausschauen könnte.“
Der Leiter des Vor-projekts ist Otto Hochreiter, Chef des Grazmuseums, der viele offene Fragen zu klären hat: Ist eine Intendanz oder ein Programmkreis ratsam? Wie kann das Projekt die Stadtteilentwicklung im Westen von Graz unterstützen? Wie bindet man die lokalen Kulturmacher ein? In welcher Jahreszeit soll ein solches Festival überhaupt stattfinden? Wie gelingt es, die Grazer Bevölkerung einzubinden?
Laut Riegler plane man eine enge Kooperation mit dem Land Steiermark, das – wie auch der Bund – als Geldgeber für das Millionenprojekt (untere Budgetgrenze: fünf Millionen) fungieren soll.
Auf das Land Steiermark könnte da noch ein gewisser Erklärungsbedarf zukommen. Dort ist man – zumindest gedanklich – seit einiger Zeit darum bemüht, die steirischen Regionen, und nicht das ohnehin vergleichsweise gut dotierte Grazer Zentrum, verstärkt zu fördern, und plant eine „Expo“ in der laufenden Regierungsperiode. Was bereits fix ist: Graz 2020 ist einauftakt. Daskulturjahr soll dann die Stadt alle fünf Jahre in die internationale Auslage stellen.
Kein Luftschloss mehr, sondern ganz konkret sind die Pläne für die Attraktivierung des neuen Schloßbergmuseums. Hier steht mit Muttertag 2020 (10. Mai) sogar schon ein Eröffnungsdatum fest. Die Finanzierung basiert zum großen Teil auf der Schenkung einer kulturbegeisterten Grazerin, die sich auf 800.000 Euro beläuft.
Auch bei den mittelfristigen Fördervereinbarungen der Stadt gibt es Adaptierungen. So wird die Förderperiode von drei Jahren um ein Jahr erhöht, um die Planungssicherheit der Kulturschaffenden über die nächste Gemeinderatswahl hinaus zu sichern. Und die berüchtigten Evaluierungen werden künftig nicht von Externen, sondern vom Kulturamt selbst vorgenommen.