Eiseskälte in Kinderaugen
Der „Tatort“im Rückspiegel
Zuhause ist eine Hochglanz-hölle: Die Mutter träumt davon, ihren Mann mittels Kaliumchlorid zu vergiften. Der Vater, ein Investmentbanker, treibt seinen Sohn am Rudergerät so lange mit denworten „Komm, geh rein in den Schmerz“an, bis sich dieser erbrechen muss. Mitleid? Fehlanzeige! Hier amtiert die Eiseskälte. Der Kleine ist eine nicht minder boshafte Version seines Erzeugers, der alte Frauen nach einem Sturz schon einmal absichtlich am Boden liegen lässt.
Der Fall „Unter Kriegern“führt die angenehm zurückhaltenden Frankfurter „Tatort“-kommissare Janneke (Margarita Broich) und Brix (Wolfram Koch) mitten hinein in einen verrohten Mord an einem Buben, der im Heizungskeller eines Sportzentrums in einen qualvollen Tod geschickt wird. Die beiden müssen in den Abgründen einer turbokapitalistischen Familie ermitteln, in der Leistung mit Liebe verwechselt wird, undwo eine Zwei plus auf die Schularbeit als Totalversagen gilt.
Gefühlsfrost in diesen Herzen, er wird vom unbändigen Effizienztrieb genährt. Je polierter die Oberflächen, desto grausamer wird es. Zuletzt sorgte derbemühte Grusel-„tatort“aus Frankfurt für unfreiwillige Komik. Dieses Mal gruselte es einen 90 Minuten lang. Insbesondere vor der Eiseskälte in den Kinderaugen.